Von Anna Köhl Kempten - Recherchiert man im großen Brockhaus nach dem Namen Korbinian, so lautet die Auskunft: 'Herkunft keltisch - Bedeutung unlar.' Für viele Allgäuer ist mit dem Namen Korbinian jedoch ein Gesicht verbunden, das in der Erinnerung bedeutend haftet. Korbinian hieß mit bürgerlichem Namen Karl Fleischhut, trug einen Bart und meist ein Mützchen. Am auffälligsten jedoch waren seine Augen, die 'heiter und zugleich ein wenig melancholisch aus einem strahlenden Gesicht blitzten'. Bekannt wurde der 1919 in Kempten geborene Karl erst nach dem Krieg, als er zunächst im Rahmen der Allgäuer Bauernbühne in der Rolle des Sägfellers Korbinian auftrat. Diesen Namen behielt er bei, wohl auch deshalb, weil er sich mit ihm und gleichzeitig der Rolle identifizierte. Korbinian war fortan als Dichter, Poet und Conférencier tätig. Seine Auftritte waren stets gut besucht, vermochte er doch sein Publikum innerlich zu berühren und sowohl über sich selbst, als auch über die Widrigkeiten des Lebens zu lachen. Sein Lachen war sein Markenzeichen und half ihm sein ansonsten eher chaotisches Privatleben zu ertragen.
Denn Korbinian hatte wenig Glück. Früh schon musste er für sich selbst sorgen, denn die Eltern starben als er noch im Kindesalter war. Weder als Körwart für das Allgäuer Zuchtvieh, noch als Werbetexter hatte er Glück, und auch die Ehe hielt nicht lange. Von seinen beiden Kindern weiß man, dass der Sohn in Gummersbach lebt und man die Tochter in England vermutet. Korbinian lebte für seine Texte, für sein Publikum und für seine Liebe zum Allgäu. Neben seinen literarischen Tätigkeiten sichtete und ordnete er den Nachlass der Kemptener Heimatdichterin Else Eberhard-Schobacher, war an verschiedenen Schulen sowie an der Volkshochschule tätig. Er veröffentlichte Gedicht- und Prosabände, die ihn heute nicht nur als Mundartdichter, sondern ebenso als humorvollen und zeitgemäßen Kabarettisten erscheinen lassen. In seinem Bändchen 'Hobelspäne' findet sich eine entzückende Hommage an den Wonnemonat Mai: 'Immer wenn die abgehärmten Dichterlinge sich befleißen / ihre wieder aufgewärmten, Liebesoden anzupreisen / wenn die kleinen Spatzenkinder, futterneidig sich erzählen, / dass die Schrebergärtner hintergründig Pferdeäpfel stehlen / dann fühlen meine morschen Knochen: der Wonnemond ist angebrochen.' Am 5. Juni 1980 starb Korbinian, alias Karl Fleischhut in Kempten.