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Barockjuwel erstrahlt in neuem Glanz

Bertoldshofen

Barockjuwel erstrahlt in neuem Glanz

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    Die Baulust des Barock hat überall im Alpenvorland imposante Kirchen hinterlassen. Doch in ihrer Größe und ihrer Ausstattung nimmt St. Michael in Bertoldshofen eine Sonderstellung ein. Denn selten ist ein so kleines Dorf mit einem so großen und mächtigen Gotteshaus gesegnet. Nach jahrelangen Renovierungsarbeiten (siehe Info-Kasten) erstrahlt die Kirche in neuem Glanz. Zum vorläufigen Abschluss der Arbeiten kommt am Sonntag, 10. Oktober, Weihbischof Dr. Anton Losinger zu einem Festgottesdienst nach Bertoldshofen.

    Bis zu 10000 Pilger

    Dass Bertoldshofen so ein beeindruckendes Gotteshaus hat, hängt mit dem heiligen Antonius von Padua zusammen. Der Nebenpatron der eigentlich dem Erzengel Michael geweihten Kirche genoss insbesondere ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts eine besondere Verehrung, die nicht zuletzt von den gegenreformatorischen Tendenzen der katholischen Kirche zu dieser Zeit gefördert wurde. So wurde auch in Bertoldshofen 1685 eine bis heute bestehende Bruderschaft zur Pflege des Antonius-Kultes gegründet. Diese erfreute sich großer Beliebtheit und hatte zu ihrer Blütezeit 20000 Mitglieder.

    Ohne dass in Bertoldshofen klassische Voraussetzungen für eine Wallfahrt wie Wundererscheinungen oder nennenswerte Reliquien vorhanden gewesen wären, strömten bis zu 10000 Pilger aus dem weiten Umkreis ins Geltnachtal.

    1721 übernahm Pfarrer Ulrich Julius die Pfarrei Bertoldshofen. Dieser erkannte schnell, dass die blühende Antonius-Wallfahrt eine angemessene Wallfahrtskirche brauchte, obwohl die ursprünglich gotische Pfarrkirche bereits Ende des 17. Jahrhunderts barock umgebaut worden war. Da traf es sich gut, dass 1720 ein Blitzschlag den Turm stark beschädigt hatte. Statt einer Reparatur ließ Pfarrer Julius beim Marktoberdorfer Baumeister Johann Georg Fischer einen Kostenvoranschlag für einen kompletten Umbau mit Erweiterung der Kirche erstellen. 1728 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.

    Bereits ab 1730 konnte der angesehene Stuckateur Ignaz Finsterwalder mit seinen Mitarbeitern den reichen Wessobrunner Stuck anbringen.

    1738 wurde der Neubau geweiht

    Ab 1733 entstanden die qualitätvollen Altäre und die Kanzel aus der Türkheimer Werkstatt von Ignaz Hillenbrand sowie die Deckenfresken von Anton Wenzeslaus Haffe und Matthias Wolcker. In einem für den Spätbarock typischen Zusammenspiel thematisieren Altäre und Deckenbilder neben der Taufe Jesu und dem Marien- und Josefsleben die Glorie des heiligen Antonius und des heiligen Johannes Nepomuk. Die Kirchenweihe war am 5. Oktober 1738. Die Ausstattung der Kirche zog sich aber noch bis 1741 hin. Architektonisch ist der Bau geprägt von den fünf Kuppeln und Scheinkuppeln, die sich über die Raumteile spannen.

    Eine Besonderheit sind auch die vielen zum Teil recht "exotischen" Regionalheiligen, die insbesondere in den Freskenfeldern unterhalb der Kuppeln dargestellt sind. Sie waren wohl eine Referenz an die Pilger aus den jeweiligen Gebieten und sollten die Wallfahrt nach Bertoldshofen zusätzlich attraktiv machen. Abgesehen von einigen nicht sonderlich gelungenen Veränderungen aus dem Jahr 1870, insbesondere an den Altären, blieb die Bertoldshofener Pfarrkirche vor größeren entstellenden Eingriffen verschont. Insbesondere nach der jetzt abgeschlossenen, sensiblen Restaurierung präsentiert sich das Gotteshaus laut dem Münchner Kunstgeschichts-Professor Bernhard Schütz als "eine der interessantesten Allgäuer Landkirchen dieser Zeit".

    Die Feier am Sonntag: Um 9 Uhr wird Weihbischof Losinger am Maibaum empfangen. Um 9.15 Uhr startet der Kirchenzug mit der Blaskapelle zum Gotteshaus, wo ab 9.30 Uhr ein Dankgottesdienst stattfindet. Diesen gestalten der örtliche Kirchen- und Männerchor. Nach der Messe geht es gegen 11.15 Uhr zur Turnhalle. Dort findet ein Empfang statt, bei dem man mit dem Weihbischof ins Gespräch kommen kann. Um 14.30 Uhr und 15.30 Uhr sind Kirchenführungen. Der Festtag endet um 19.30 Uhr mit einer Vesper, die Männer- und Kirchenchor gestalten.

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