Ostallgäu geplatzt Volksbank und Raiba Füssen: Tür nicht zugeschlagen. Von Reinhold Löchle Marktoberdorf/Füssen/Kaufbeuren Als 'Hochzeitstermin' war der Beginn des Jahres 2000 ins Auge gefaßt worden. Doch zumindest derzeit wird es nichts aus der geplanten Ehe zwischen der Volksbank Ostallgäu und der Raiffeisenbank (Raiba) Füssen-Pfronten-Nesselwang. Über die Hintergründe der geplatzten Fusion schweigen die Vorstände der beiden Banken, betonen aber, 'es sind keine Türen zugeschlagen'. Die Volksbank Ostallgäu werde sich nun 'alleine auf die Anforderungen der Zeit einstellen', sagte Vorstandsmitglied Klaus Schmalholz auf Anfrage unserer Zeitung.
Mit 1,5 Milliarden Mark Bilanzssumme, gut 210 Mitarbeitern und zwei Dutzend Geschäftsstellen hätte die so der geplante Name 'Raiffeisen Volksbank Ostallgäu' zu den größten Genossenschaftsbanken in Schwaben gezählt. 'Es war eine große Fusionseuphorie vorhanden', blickt Jochen Hackel, Vorstandsmitglied bei der Raiba Füssen-Pfronten-Nesselwang, zurück.
Ähnlich äußert sich Klaus Schmalholz: 'Wir sahen uns als künftig gemeinsame Bank.' Das ganze Jahr 1999 seien Gespräche geführt worden. Doch nun habe die Raiffeisenbank mitgeteilt, 'dass sie aus ihrer Sicht nicht in der Lage ist, mit uns zu fusionieren.' Hackel begründet das Nein allgemein mit 'unterschiedliche Positionen in wichtigen Sachfragen'. Schmalholz hingegen vertritt die Auffassung, 'dass es keine Sachfragen gab, die nicht lösbar waren'.
Welche Verhandlungspunkte letztlich die Fusion scheitern ließen, geben die beiden Institute nicht bekannt. Schmalholz versichert, weder Vorstandsbesetzung noch das Filialnetz oder der Stammsitz Marktoberdorf seien konträr diskutiert worden. Auch sei 'aus wirtschaftlicher Vernunft' unstrittig gewesen, dass die Raiffeisenbank die Volkbank übernehmen solle. Überhaupt seien die Verhandlungen in einer ' ehrlichen, fairen Atmosphäre abgelaufen'. Schmalholz: 'Es hätte keinen Verlierer und keinen Gewinner gegeben.' Dass nun kein Streit zwischen den beiden Genossenschaftsbanken herrscht, unterstreicht auch Jochen Hackel: 'Die Tür ist nicht zu'. Das Thema Fusion sei aus Raiba-Sicht 'nicht gestorben'. Hackel spricht von einer 'Denkpause'; eine Fusion dieser Größenordnung könne man nicht übers Knie brechen.
Auch Schmalholz will erneute Fusionsgespräche zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließen. Doch nach der jüngsten Entscheidung richte sich die Volksbank nun darauf ein, alleine zu bleiben: 'Wir stellen uns so auf, wie es am Markt notwendig ist.' Die Geschäftspolitik sei auf Ausbau allerdings nicht des Filialnetzes eingestellt. Dazu werde man Umstrukturierungen vornehmen.
Umstrukturierung geplant
Geplant ist, vermehrt Zweigstellen mit einem umfassenden Selbstbedienungsbereich auszustatten, 'ohne auf die Vorteile einer personellen Besetzung zu verzichten'. Auch wolle man, so Klaus Schmalholz, die Beratungsbereiche in Kompetenzzentren aufteilen. Es sei aber derzeit kein 'Rückzug aus der Fläche' und keine Filialschließung geplant.
Beide Banken verfolgen nach Auskunft ihrer Vorstände momentan keine anderen Fusionspläne. Die Ehe der Raiba Füssen-Pfronten-Nesselwang mit der Raiba Hopferau-Hopfen sei bereits beschlossen und müsse nur noch rechtlich vollzogen werden, sagt Hackel. Obwohl die Volksbank derzeit kein Auge auf eine andere Partnerin geworfen hat, ist nach Einschätzung von Schmalholz klar, 'dass der Strukurwandel weiter gehen wird: Die Bankenlandschaft im Ostallgäu wird in den nächsten fünf Jahren nicht so bleiben.'