Von Heiko Wolf|Marktoberdorf/RettenbachBald hat auch Marktoberdorf eine Rapsöltankstelle: 'Voraussichtlich nächste Woche' eröffnet Ölmühlenbetreiber Peter Grotz im Stadtteil Geisenried seine 24-Stunden-Zapfsäule. Wer im Ostallgäu Rapsöl tanken wollte, musste bisher nach Rettenbach am Auerberg fahren.
'Im Notfall kann man aber auch zu Zehn-Liter-Behältern aus dem Supermarkt greifen', erklärt Uli Dehe, Gesellschafter der Pflanzenöl-Tankstelle in Rettenbach: 'Der Biokraftstoff ist nichts anderes als reines Salatöl.' Und in Peter Grotz' Ölmühle konnten sich umgerüstete Diesel-Lastwagen auch bisher schon mit kalt gepresstem Rapsöl versorgen. 'Die Hälfte unseres Öls geht an Blockheizkraftwerke, die Hälfte an Lkws', so Grotz.
Der regenerative Kraftstoff entsteht durch Pressung und Filtrierung. Dabei wird aus Rapspflanzen ein Drittel Öl gewonnen. Die verbleibenden zwei Drittel Raps werden verfüttert. 'Raps nimmt im Wachstum eh CO2 auf', sagt Uli Dehe. 'Daher ist die Verbrennung im Motor dann CO2-neutral.' Außerdem sei bei Rapsöl auch am Auspuff die Schadstoffbilanz gut.
In Rettenbach wurden nach der Tankstellen-Gründung 2003 zunächst 60 000 Liter Rapsöl pro Jahr verkauft. Anschließend, so Dehe, ging der Absatz schnell nach oben: 2005 und 2006 wurden je eine Million Liter verkauft. Starke Absatzeinbrüche erwarten er (und auch Peter Grotz) jedoch durch die Rapsöl-Besteuerung im Zuge des neuen Energiesteuergesetzes. Schon heuer rechnet Dehe mit höchstens 600 000 Liter an verkauftem Biokraftstoff.
Tankstellen-Ableger in Reutte geplant
Er und seine Mitgesellschafter prüfen nun einen Tankstellen-Bau in Reutte: Da in Österreich Rapsöl nicht besteuert werde, habe dort Raps-Tanktourismus eine Chance. Die 24-Stunden-Tankstelle in Rettenbach beliefert neben Privatleuten ('etwa 80 feste Kunden und viele Urlauber') andere Tankstellen, Blockheizkraftwerke sowie Speditionen und größere Firmen in der Region. Eine davon ist der Marktoberdorfer Fachhandel Atterer. Sechs ihrer zwölf Lastwagen hat die Firma seit vergangenem Jahr von Diesel auf Rapsöl umgerüstet. Inhaber Andreas Wachter verspricht sich davon ökologische und wirtschaftliche Vorteile. 'Wir haben es nicht bereut', erklärt Wachter. Die Leistung sei 'super', der Sprit-Verbrauch nicht höher als bei Diesel.
Auch der (milde) Winter habe keine Probleme bereitet. Einziger Nachteil, so Wachter, sei der doppelt so oft anfallende Ölwechsel, 'damit sich das Rapsöl nicht mit Schmieröl vermischt'. Er will weiter umrüsten, 'wenn das die steuerliche Entwicklung zulässt'.
Eine Umrüstung kostet laut Uli Dehe zwischen 1500 und 2000 Euro. 'Aber pro Liter ist der Sprit - zumindest noch - um 40 Cent billiger. Der Literpreis liegt bei 77 Cent', so Dehe: 'Der Umbau amortisiert sich, wenn man 20 000 Kilometer fährt.'
Weitere Rapsöltankstellen finden Marktoberdorfer Autofahrer in Betzigau (Oberallgäu) sowie in Oderding bei Weilheim.