Filiale im Norden schließt Hauptstelle ins Zentrum Von Jochen Sentner Kempten Die Umwandlung von Postfilialen in Agenturen geht weiter: Im September macht die Stelle in der Kolpingstraße die Schalter dicht; Postgeschäfte können die Kunden dann in der Feneberg-Filiale in der Lotterbergstraße 55 abwickeln. Den Standort am Hauptbahnhof will der gelbe Riese voraussichtlich im Jahr 2002 verlassen geplant ist ein Umzug der Hauptpost ins Zentrum. Und damit ist auch das weitere Bestehen der Filiale in der Frühlingstraße in Frage gestellt.
Die Schließung der Post-Filiale in der Kolpingstraße begründet das Unternehmen mit wirtschaftlichen Erwägungen. Nach den Sommerferien soll im Feneberg oberhalb des Fohlenhofs eine 'Shop-in-shop-Agentur' eröffnet werden, wie es sie bereits am Brodkorbweg gibt. Der Kemptener Norden bleibt somit mit Post-Dienstleistungen versorgt, wie Pressesprecher Dieter Nawrath betont.
Da sind\'s dann aber nur noch zwei (von ehedem sieben) Postfilialen in der Stadt: Am Bahnhofplatz und in der Frühlingstraße. Für die Hauptpost am Bahnhofplatz liegen indes die Umzugspläne schon in der Schublade. 'Wir orientieren uns Richtung Innenstadt, wo eben auch unsere Kunden hauptsächlich sind', erklärt Nawrath. Derzeit stehe man mitten in Mietverhandlungen, der künftige Standort sei aber noch nicht sicher. Das Jahr 2002 ist für die Eröffnung einer 'Center-Filiale' mit speziellen Beratungsplätzen angepeilt.
Je nach Lage der künftigen Hauptstelle könnten allerdings auch die Tage der Filiale in der Frühlingstraße gezählt sein. 'Eine weitere Anpassung unseres Filialnetzes kann ich heute nicht ausschließen', räumt Nawrath ein. Es habe keinen Sinn, wenn sich zwei Filialen gegenseitig die Kunden wegschnappen würden. Als Richtgröße gilt, dass Bürger in Städten wie Kempten nicht weiter als zwei Kilometer zurücklegen müssen, um etwa Päckchen aufzugeben oder Briefmarken zu kaufen.
Im Norden Kemptens sind gerade die älteren Bürger nicht glücklich, dass ihr Postamt verschwindet. 'Wenn ich künftig ein Päckchen abholen will, muss ich mit dem Bus bis ans andere Ende der Stadt', schimpft eine Rentnerin aus dem Taxisweg. In einem Schreiben an den Oberbürgermeister beklagt auch SPD-Stadtrat Siegfried Oberdörfer 'eine Schwächung der Infrastruktur'. Er fordert die Stadt auf, sich gegen eine weitere Einschränkung der Post-Dienstleistungen zu wehren.
Rathauschef Dr. Ulrich Netzer sieht weniger Probleme: 'Nach Darstellung der Post ergibt sich keine Verschlechterung für die postalische Versorgung des Kemptener Nordens', heißt es in der Antwort des OB. Außerdem weise die künftige Agentur längere Öffnungszeiten im Vergleich zur eigenbetriebenen Filiale auf. Und der neue Standort an der Lotterbergstraße befinde sich in unmittelbarer Nähe zur bisherigen Filiale. In der Umgebung der jetzigen Agenturen befanden sich früher jeweils Postfilialen. Ersatzlos geschlossen wurden in den vergangenen Jahren die Ämter am Alten Bahnhof und in Heiligkreuz.