Der in Massivbauweise errichtete Röthenbacher Bahnhof ist 100 Jahre alt. Vor einer Woche erhielt Röthenbachs Bürgermeister Bert Schädler eine Anfrage der Immobilienabteilung der Deutschen Bahn, ob die Gemeinde Interesse am Kauf des Gebäudes mit 180 Quadratmeter Wohnfläche und rund 1750 Quadratmeter Grundstücksfläche habe.
Am Dienstag besichtigte der Gemeinderat den Bahnhof und entschied danach in nicht-öffentlicher Sitzung einstimmig sein Interesse am Kauf, wie der Rathauschef gestern im Pressegespräch mitteilte. "Das ist ein Schlüsselgebäude mit prägender Wirkung im Ortsteil Oberhäuser", stellte Schädler fest. In erster Linie will die Gemeinde die Hand darauf haben, um eine Spielothek zu verhindern. "Dazu ist uns der Bahnhof zu schade", sagte Schädler. "Wir hätten keine Möglichkeit, das zu verhindern, wenn ein anderer Eigentümer käme, der das machen will."
Die Räume für den Fahrdienstleiter benötigt die Bahn dem Vernehmen nach, bis die Straßenunterführung nach Rentershofen am schienengleichen Bahnübergang gebaut ist. Solange möchte sich die Bahn einmieten. Das südliche Seitengebäude, einst von der Post genutzt, steht leer. Im Mittelteil befindet sich das Bahnhofs-Stüble, das an eine Brauerei vermietet ist. Die Mietwohnung im nördlichen Seitengebäude ist belegt.
"Über eine Summe wurde nicht gesprochen", berichtete Schädler aus der Sitzung. Denn es gäbe noch viel zu klären. Mit dem Kauf allein, so man zum Zuge kommt, sei es nicht getan. Für diese "Investition in die Zukunft" könne es erst dann ein sinnvolles Konzept geben, wenn der Fahrdienstleiter nicht mehr gebraucht werde. Der Pressesprecher der Bahn, Franz Lindemair, bestätigte dazu: "Der Fahrdienstleiter wird nicht kurzfristig abgezogen."
Bürgermeister überrascht
Schädler zeigte sich sehr überrascht, dass die Bahn gerade jetzt den Bahnhof veräußern will. Er glaubte, das Unternehmen würde warten, bis der Bahnübergang umgebaut sei. Südlich und nördlich von dem langgezogenen Bau besitzt Röthenbach die angrenzenden Grundstücke. Ein gekiester Platz auf der einen Seite und die Busumsteigestelle mit 80 Parkplätzen und Toiletten auf der anderen. "In soweit wäre der Erwerb eine Abrundung", meinte Schädler.
Sollte es noch heuer zum Kauf kommen, wird ein Nachtragshaushalt nötig sein. "Die Gewerbesteuer hat sich gut entwickelt", deutet der Bürgermeister an, dass es ohne Kreditaufnahme machbar wäre. Weil die Abwicklung wahrscheinlich ein halbes Jahr dauert, wäre der Kaufpreis wohl erst 2012 fällig. Doch zunächst wartet die Gemeinde mit Spannung darauf, ob sich bis zum Stichtag 30. Juli weitere Kaufwillige gemeldet haben.
Automat statt Schalter
Änderungen gibt es am Bahnhof in Hergatz. Dort hat die Bahn einen Fahrkartenautomat mit der neuesten Software aufgestellt. Bis zum Herbst wird deswegen der Fahrkartenschalter aufgelöst. "Der Fahrdienstleiter bleibt auf absehbare Zeit", versicherte Bahnsprecher Franz Lindemair auf Anfrage. Er habe dann allerdings keine Kasse mehr, um Fahrkarten direkt zu verkaufen. Der Bahnbedienstete helfe gern, wenn ein Kunde mit dem Automaten nicht zurecht kommen sollte. In DB-Regionalzügen werden nach wie vor keine Tickets verkauft.