Von Reinhold Löchle, Biessenhofen/Ostallgäu - Die 666666666. Flasche 'Bärenmarke'-Kondensmilch lief diese Woche bei Nestlé; in Biessenhofen vom Band (wir berichteten). Für das Werk ein besonderes Jubiläum, denn von hier aus startete im Jahr 1912 die Kaffeemilch mit dem kleinen und großen Bärchen auf dem Etikett ihren Verkaufserfolg. Die Schweizerische Berner Alpenmilchgesellschaft brachte sie damals auf den Markt. Heute gehört 'Bärenmarke' zu Nestlé;, und Biessenhofen ist der einzige Standort im Konzern, in dem 'Bärenmarke' in Flaschen gefüllt wird. Rund 70 Millionen Flaschen verlassen pro Jahr das Betriebsgelände. Blitzsauberer weißer Arbeitsmantel, Haarnetz auf dem Kopf, weder Schmuck am Hals noch Uhr am Handgelenk - nur so gelangt man in den Kondensmilch-Produktionsbereich bei Nestlé; in Biessenhofen. 'An der Armbanduhr könnten ja Schmutzteile haften ', begründet Abteilungsleiter Josef Bausch die peniblen Hygienevorschriften. Wie streng diese sind, macht er später noch an einem anderen Beispiel deutlich: Die von Glashütten in Nordrhein-Westfalen und Franken produzierten Flaschen stehen auf Paletten, die in Plastikfolie eingeschweißt sind. Ist auch nur ein kleines Loch in der Folie zu finden, geht die Palette mit ihren 5130 Flaschen komplett zurück. Bausch: 'Es könnte sich ja eine Fliege eingeschmuggelt haben ' Um ganz sicher zu gehen, werden die Flaschen vor dem Abfüllen mit Hochdruck ausgeblasen und in einem bestimmten Rhythmus stichprobenartig auf eventuelle Schäden hin unter die Lupe genommen. Damit kontrolliere man gewissermaßen den Lieferanten, der 100-prozentige Kontrolle garantiere, sagt Bausch.
Immer wieder Untersuchungen Etwa zehn Lastwagen mit Anhänger liefern täglich die für die Gesamtproduktion im Werk nötige Milch an. Sie stammt ausschließlich von Kühen 'im Umkreis von etwa 50 Kilometern', so Bausch. Maximal zwölf Stunden wird sie in Edelstahltanks gelagert, spätestens dann geht die Verarbeitung los. Reinigung der Milch in der Zentrifuge und Erhitzung, um sie haltbar zu machen: Das sind die Stufen, die der Vakuum-Verdampfung bei 70 Grad vorausgehen. Bei diesem Prozess wird der Milch (Bausch: 'schonend') teilweise das Wasser entzogen - sie wird zu Kondensmilch. Es folgen die Zerkleinerung der Fettteile und schließlich die Abkühlung mit Eiswasser auf 6 Grad. Zwischen den einzelnen Verarbeitungsstationen stehen mehrmals Untersuchungen im Labor an. Erst wenn dieses die Freigabe erteilt, geht die Verarbeitung weiter. Tack, Tack, Tack Ziemlich laut ist es im Abfüllraum, durch den sich das insgesamt vielleicht 200 Meter lange Transportband in mehreren Schleifen schlängelt. Fast zeitgleich wird ein Kreis von Flaschen befüllt, Sekundenbruchteile später kommt die nächste Reihe dran - 350000 Flaschen sind es pro Tag. Dann den Kronkorken darauf, und schon geht es ab in Richtung Sterilisation: Die gefüllten Flaschen 'durchwandern' heißes Wassers, wobei nicht nur das Glas, sondern auch der Inhalt sterilisiert wird. Bevor die Flaschen zum Schluss etikettiert und in Kartonsschalen verpackt werden, erhalten sie noch den für Bärenmarke typischen Ausgießer. Er trage mit zum Erfolg des Produktes bei, lobt Werkleiter Brunner das Kunststoffteil. 600 Frauen und Männer beschäftigt Nestlé; in Biessenhofen. Gut 50 sind in der Kondensmilch-Herstellung tätig. Jahrzehnte lang wurden in Biessenhofen auch Dosen mit Bärenmarke gefüllt. Seit 1991 aber ist diese Produktion nach Weiding verlagert. Derzeit gebe es keinerlei Pläne, auch den Bereich Kondensmilch-Flaschen aus dem Ostallgäu abzuziehen, betont Brunner. Allerdings räumt er ein, dass es einen Wettbewerb zwischen den Nestlé;-Standorten gibt - 'man muss sich regelmäßig beweisen'. Wichtig sei, zuverlässig und günstig zu produzieren. Doch habe er in Biessenhofen eine 'starke Mannschaft', lobt der Werkleiter die Belegschaft.