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Bären in der großen und der kleinen Politik

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Bären in der großen und der kleinen Politik

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    Von Barbara Hell Niedersonthofen Ein Glück, dass feurige Reden keinen Brand entfachen: Im Gedränge von Niedersonthofens Krone-Saal prasselten beim Politischen Aschermittwoch die verbalen Funken auf die 450 Zuhörer ein - genügend Zündstoff für einen Flächenbrand, wenn Worte den entfachen könnten. Die 'Brandstifter', die minutenlangen Beifall bekamen: Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast und Landtagsabgeordneter Adi Sprinkart.

    Das kommunalpolitische Feld beackerte in gewohnt pointierter Manier der Gastgeber aus Gopprechts. Dabei bekam vor allem Oberstdorf sein Fett weg, das 'auch fünf Jahre nach Edi Geyer reichlich Stoff bietet'. Genüsslich jonglierte Sprinkart in diesem Zusammenhang mit Wortspielen, der 'Problembär' mit 'Stoibär' und 'Kambär' bot ihm dazu reichlich Gelegenheit. Bei dem gegangenen Sport- und Tourismusdirektor Urs Kamber sah der Grüne durchaus Parallelen mit dem erlegten 'Bruno': 'Aus dem Ausland eingewandert und herzlich begrüßt, dann aber in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgeschossen.' Wobei unklar sei, welchen Schaden der Schweizer Kamber angerichtet habe: 'Womöglich hat er sich die Übernachtungszahlen angeschaut, eigenständige Schlüsse daraus gezogen und damit gegen die Interessen des obersten Ski-Bären gehandelt', mutmaßte Sprinkart. Und verwies darauf, dass sportliche Großveranstaltungen dem Tourismus nur kurzfristig nutzten, was Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbands, aber nicht gerne höre.

    Weitere Zielscheiben Sprinkart’scher Kritik waren der Flughafen Memmingerberg, der Kohlendioxid-Ausstoß durch Beschneiungsanlagen, die Verwandlung des 'Stoibärs' zum 'Sturbären' hin zum 'Goldbären' von Passau und die bayerische Schul- und Agrarpolitik - ein Parforce-Ritt durch aktuelle Themen, der auch den Beifall derjenigen erntete, die mangels Platz im Saal im Treppenhaus zuhörten.

    Einen guten Kopf kleiner als Sprinkart ist die prominente Hauptrednerin des Abends. An Wortgewalt aber ist Renate Künast ihrem Vorredner durchaus gewachsen. Die frühere Landwirtschaftsministerin attackierte den politischen Gegner mit Ironie und Humor. Die Haare stehen der Politikerin mit dem kurzen Igelschopf zu Berge, wenn sie die Klima- und Energiepolitik der Großen Koalition betrachtet. Dass die 'Bundeskanzlerin der Automobilhersteller' nach dem 'Kanzler der Bosse' in Sachen Kohlendioxid-Ausstoß bei Neuwagen der 'blöden Lobbypolitik' nachgegeben habe, nennt Künast 'höchst peinlich'.

    Sie bekräftigte ihren viel kritisierten Ratschlag, einen Toyota mit Hybrid-Antrieb so lange zu kaufen, wie die deutschen Autohersteller ihre 'Kreativabteilungen nicht dazu bringen, ein modernes, leichtes Auto zu entwickeln'. Das, so Künast, würde dem Exportland Deutschland wirklich nutzen. 'Die Japaner würden dann dazu aufrufen, den umweltfreundlichen deutschen BMW oder Mercedes zu kaufen.' Maßnahmen gegen den Klimawandel, eine Politik, die 'das Ganze', auch die Auswirkungen für die Zukunft einbezieht und Chancen zur Entwicklung für jedes Kind sind die Pflöcke, auf denen laut Künast grüne Politik ruht. Wenn solche Einstellungen einen Flächenbrand auslösen würden, müsste ihrer Ansicht nach keine Feuerpolizei eingreifen.

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