Eine Zelle ist immer auch der Ursprung von komplexen Strukturen. So war es auch in Stöttwang: Im achten Jahrhundert war die Besiedelung auf der heutigen Gemeindeflur dünn gesät: 'Wir finden nichts als Urwald', so einer der Chronisten Otto Haltenberger. Doch christliche Missionare gründen dort eine kleine Außenstelle mit einer Kapelle. Und diese Marienzelle war wohl der Ursprung von 'Stetuuanc', der Stätte am Wang.
Heute liegt das Dorf östlich der Gennach, während sich an dem Flüsschen die Ortsteile Gennachhausen, Reichenbach, Thalhofen und Linden aufreihen. 'Das Gemeindegebiet liegt westlich eines Waldrückens. Man hat einen wunderbaren Bergblick, der vom Säuling bis zum Grünten reicht. Die hügelige Landschaft mit ihren grünen Wiesen ergeben ein wunderbares Bild', schwärmt Bürgermeister Richard Ficker. Noch heute verweisen in jeden Ortsteil Kirchen und Kapellen auf den Ursprung der Gemeinde. Stöttwang gehörte zunächst zum Kloster Kempten, später zum größten Teil zum Spital Kaufbeuren, ehe es bei der Säkularisation an Bayern fiel. Darauf weist auch das Wappen mit den Farben und Insignien des Klosters, der Stadt, der Pfarrkirche, der Heiligen und des Erbauers des Gotteshauses hin.
Die Kommune ist heute noch immer stark ländlich: 'Die Gemeinde ist in erster Linie von der Landwirtschaft und kleinen Handwerksbetrieben geprägt', erklärt der Bürgermeister. Doch auch in Stöttwang ist die Zahl der Bauernhöfe rückläufig: Derzeit gibt es noch etwas mehr als 25 Stück. Größere Unternehmen gibt es jedoch nicht. Doch die Gemeinde will ein kleines Gewerbegebiet ausweisen. 'Ein wirtschaftlicher Wandel ist in Stöttwang trotz der Ausweisung nicht zu erwarten', meint Ficker. Dennoch stehe die Gemeinde wirtschaftlich gesund da: Derzeit habe sie lediglich etwas mehr als 200 000 Euro Schulden. Aber laufe alles wie geplant, könnte die Kommune 2015 schuldenfrei sein, erläuterte Ficker bei der Planung für den Haushalt 2012.
Zudem habe Stöttwang kulturell einiges zu bieten, meint Ficker und verweist auf die vielen Gotteshäuser in der Gemeinde, wobei die Pfarrkirche aus dem Rokoko, auch 'kleine Wies' genannt, eine 'herausragende Sehenswürdigkeit' sei. Exponiert ist auch der Musikverein Stöttwang, der im ASM-Bezirk 5 als einzige Kapelle die 'Höchststufe' hat. Sportlich ist die Gemeinde mit dem SV Stöttwang und seinen neun Abteilungen breit aufgestellt. Der SVS spielt zwar nur in der Fußball-Kreisklasse, aber die Derbys gegen Blonhofen oder Mauerstetten sind sehenswert. 'Mit 18 Vereinen und Verbänden ist ein reges Vereinsleben geboten, das auch von Jung und Alt gut angenommen wird', stellt der Bürgermeister fest.
Politisch ist die Gemeinde momentan eher im ruhigen Fahrwasser: Neben dem Gewerbegebiet soll noch ein Baugebiet für junge Familien ausgewiesen werden, zudem sind bis zu drei Windkraftanlagen im Kaiwald in Planung. Für Stöttwang werde aber an einer innerörtlichen Perspektive gearbeitet: 'Es ist es uns ein großes Anliegen, den Ortskern mit Wohnungen zu erhalten', betont der Amtschef. Aber er nimmt auch die Bürger in die Verantwortung, um die Gemeinde lebenswert zu erhalten: 'Ich wünsche mir, dass sie sich weiterhin in den Vereinen engagieren und das sie das Gemeinwohl mehr in den Vordergrund und die Eigeninteressen mehr zurück stellen.'
Die Allgäuer Zeitung beschäftigt sich in dieser Woche intensiv mit der Gemeinde Stöttwang. Dabei freuen wir uns über alle Anregungen unserer dortigen Leserinnen und Leser. Haben Sie Themenvorschläge oder möchten Sie mit einem Redakteur über Ihre Anliegen sprechen? Rufen Sie uns einfach an oder schreiben uns eine E-Mail. Sie erreichen uns unter der Telefonnummer 08341/8096-46 und per Mail unter: redaktion.kaufbeuren@azv.de Am heutigen Montag ist unser Redakteur Stephan Schöttl zudem von 8.30 bis 9.30 Uhr in der Bäckerei Schlachter anzutreffen.