Porträt: Ausstellung von Rainer Retzlaff im Alpinmuseum Kempten

22. September 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Andreas Ellinger

Fotograf Rainer Retzlaff (50) sieht seine Vorbilder in der Malerei - 'Der Mensch ist für mich das Höchste in der Kunst'

Rainer Retzlaff hat sich nicht nur selbst intensiv mit dem Medium Fotografie beschäftigt. 'Ich hatte auch immer wieder das Glück, gute Lehrer zu haben', sagte der 50-Jährige, dessen Bilder derzeit im Alpinmuseum Kempten im Rahmen der Ausstellung 'Holz in den Bergen' zu sehen sind.

Dieses Glück hatte der Niedersonthofener schon früh in seiner Karriere: Im Alter von 13 Jahren hatte der Kemptener beim Spielen in der Wohnung seiner Eltern eine Kamera gefunden – eine alte Agfa mit Mittelformat-Filmen. Die war schon zu dieser Zeit nicht mehr Stand der Dinge, also kaufte der Vater seinem Sohn eine Spiegelreflex-Kamera und nahm ihm zum Fotoclub der Kemptener Eisenbahner mit. Dort traf Retzlaff auf Bernhard Kunze, der später unter anderem für den 'Stern' und das Magazin 'Sports' arbeitete und zum ersten Lehrmeister für den noch jungen Nachwuchsfotografen wurde.

Sein zweites Hobby, das Klettern, brachte Retzlaff dann den ersten großen Werbeauftrag. Er war mit einigen Spitzensportlern in Amerika unterwegs, die wiederum gute Kontakte zu großen Firmen hatten. 'So zogen wir mit einem großen Sack voller Elektrogeräte von einem Klettergebiet zum nächsten und fotografierten für einen Firmenkalender'. Die Bilder wurden außerdem in verschiedenen Fachzeitschriften und Katalogen gedruckt.

Assistent von Bergfilmer Baur

Dennoch haderte Retzlaff noch mit seinem Berufswunsch, fing zwischenzeitlich ein Studium der Sozialpädagogik an und arbeite als Assistenz des bekannten Bergfilmers Gerhard Baur. Das Studium entpuppte sich als Fehlentscheidung, und Filmen war auch nicht Retzlaffs Ding. 'Das war irgendwie zu viel.

' Fotografieren passe besser zu ihm, diese Konzentration aufs Wesentliche. Und am liebsten mache er 'ehrliche Reportagefotos', wie sie jetzt bei der Ausstellung 'Holz in den Bergen' schon über 5000 Besucher gesehen haben.

Beeinflusst von Maler van Gogh

Seine Vorbilder stammen allerdings nicht aus diesem Bereich. Lange Zeit hat er sich immer wieder intensiv mit der Kunst beschäftigt, und vor allem die Arbeiten des niederländischen Malers Vincent van Gogh haben bei ihm 'sehr, sehr starke Gefühle' ausgelöst. Auch der Franzose Henri Matisse habe starken Einfluss auf ihn gehabt, sagt Retzlaff.

Erst an zweiter Stelle kommen die fotografischen Vorbilder: Hier zählt er die US-Amerikaner Walker Evans und Richard Avedon auf. Vor allem Letzterer habe mit seinen Arbeiten für Modezeitschriften die heutige Fotografie stark geprägt, ist Retzlaff überzeugt.

Er selbst arbeitet sehr viel für Kunden aus dem Bereich Architektur, doch sein Herz schlägt vor allem für Fotos von Menschen, die 'authentisch und wahrhaftig sind'. Die in der Ausstellung gezeigten Boxler-Geschwister gehören dazu, aber auch Bildhauer und Schriftsteller – 'einfach interessante Persönlichkeiten. Retzlaff: 'Der Mensch ist für mich einfach das Höchste in der Kunst.'

Die Ausstellung 'Holz in den Bergen' ist noch bis 18. November im Alpinmuseum in Kempten zu sehen (geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr). Sie zeigt Fotos von Rainer Retzlaff und Erika Groth-Schmachtenberger sowie verschiedene Objekte aus Holz.