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Ausländer oft "das nettere

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Ausländer oft "das nettere

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    Hotel-Aktion verkündet: "We like Von Jacqueline Fellner Füssen Lächelnd schauen die Gesichter verschiedener Kontinente drein, schwenken die Fähnchen ihrer Nation und verkünden in weißer Plakatschrift: "We like Ausländer", also "Wir mögen Ausländer". So heißt die Initiative der deutschen Hotellerie gegen Ausländerfeindlichkeit, der sich auch das "Treff-Hotel Luitpoldpark" angeschlossen hat. Damit will das Hotel laut Direktor Uwe Strompf angesichts des Rechtsradikalismus in Deutschland signalisieren, "dass wir hinter unseren Angestellten stehen", und "dass wir ohne Ausländer das Geschäft gar nicht bewältigen könnten". Tomo Shimazu hat an ihrer blauen Serviceweste, die sie im Hotel Luitpoldpark trägt, einen Anstecker mit demselben Motiv befestigt, das auch die Poster am Hoteleingang zeigen. Zu Beginn sei ihr die Aktion "We like Ausländer" zwar "ein bisschen komisch vorgekommen, weil ich gar nicht das Gefühl habe, dass die Deutschen hier Abstand zu Ausländern halten". Allerdings sei der Rechtsradikalismus in Deutschland auch im Rahmen ihres Germanistikstudiums in Japan und im dortigen Fernsehen thematisiert worden. "Wenn ich nach Ostdeutschland käme und Glatzen sehen würde, hätte ich schon Angst."Die Gastronomie- und Hotelbranche sei Vorreiterin für die Beschäftigung ausländischer Mitarbeiter, sagt Strompf. Bei der Suche nach Mitarbeitern sei ihm die Oranisation ZIHOGA behilflich, eine internationale Fachvermittlung für Hotel- und Gaststättenpersonal. Im "Treff-Hotel Luitpoldpark" arbeiten 65 Angestellte, ein Drittel kommt aus dem Ausland. Genauer gesagt, aus 15 Nationen: Brasilien, Bulgarien, England, Japan, Kroatien, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Türkei, Thailand, Ungarn, Vietnam, und USA. Einer der Gründe, warum viele Hoteliers und Gastwirte Ausländer einstellen, ist der Mangel an Fachkräften, erklärt Wolfgang Sommer, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Ostallgäu. Auch wer sich nicht an der Aktion "We like Ausländer" beteiligt, stimme ihr "in der Sache sicherlich zu. Denn ohne ausländisches Personal kämen wir nicht zurecht", sagt Sommer. In der Gastronomie hätten es Ausländer, die Familienbetriebe führen, mitunter leichter als deutsche Unternehmer, die eher auf fremde Angestellte angewiesen sind. Wenn Tomo Shimazu an einen Tisch tritt, an dem japanische Hotelgäste sitzen, trauen sich viele ihrer Landsleute nicht so recht zu fragen, ob sie tatsächlich Japanerin ist.

    Aber wissen würden sie es schon gerne. Nur schüchtern sind die Japaner eben, ist Tomo Shimazus Erklärung. "Vor allem die älteren Leute können nicht so gut englisch und freuen sich, wenn wir uns auf japanisch unterhalten", erklärt die 25-Jährige. "Dadurch werden den Gästen, die zum Teil zum ersten Mal in Europa sind, die Hemmungen genommen", ergänzt Strompf. Er begrüßt es deswegen, wenn seine Angestellten "etwas lockerer auf die Gäste zugehen. Das ist gewinnbringender als steif zu warten, bis der Gast mit dem Finger schnippt". Der Anteil ausländischer Gäste im Hotel liegt bei knapp 80 Prozent. Durch die Beteiligung an der bundesweiten Aktion möchte das Hotel signalisieren, dass es die ausländischen Mitarbeiter integriert, erklärt Strompf. Glücklicherweise habe er Kommentare wie "Von einem Türken lasse ich mich nicht bedienen" bislang selten zu hören bekommen. Auch sei dann Alkohol im Spiel gewesen. In so einem Fall stehe er hinter den Angestellten. Eine angenehmere Erfahrung macht Tomo Shimazu mit einer Oberpfälzerin, die ihren Kaffee bezahlt. Sie findet, Ausländer sind oft das nettere Personal. "In Restaurants gehen Italiener und Griechen zum Beispiel mehr auf einen ein. Bei Deutschen sieht alles nach Pflicht aus." Seit knapp drei Jahren arbeitet Tomo Shimazu in Füssen. Ihr erstes Visum war ein Jahr gültig, das zweite zwei Jahre. Wenn sie nächstes Jahr das dritte beantragt, hofft sie, dass es ihr so geht wie einem japanischen Kollegen aus einem Füssener Souvenirladen: Er darf fünf Jahre bleiben.

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