Kaufbeuren(ank). - Vor über hundert Jahren, am 20. Juli 1903, wurde im Ketterschwanger Gasthof Brem ein Vortrag zum 'Obstbaumzug' gehalten. Die zahlreichen Zuhörer müssen mit größtem Interesse zugehört haben, denn in der Folge dieser Veranstaltung beschloss man, einen Verein zu gründen. Hundert Jahre ist der Ketterschwanger Obst- und Gartenbauverein inzwischen alt. Weil man im vergangenen Jahr keinen passenden Termin fand, wurde das große Jubiläum nun ein wenig verspätet mit einem ausführlichen Festabend - wiederum im Gasthaus Brem - gewürdigt und gefeiert.
Zunächst auch Bienenzüchter Der junge Verein firmierte ab 1903 zunächst unter dem Namen 'Obstbau- und Bienenzuchtverein', die 58 eingetragenen Mitglieder entrichteten einen jährlichen Beitrag von 1,20 Mark, was den Verein schon bald in den Stand setzte, auch größere Anschaffungen zu tätigen. Gerade in den Anfangsjahren gestaltete sich das Vereinsleben überaus aktiv. 1905 wurde eine erste Obstwiese angelegt, 1908 konnte die erste Obstmühle samt Obstpresse angeschafft werden. Die Gebühr für einen Zentner Obst betrug damals 25 Pfennige. Der Rückblick vom jetzigen Vereinsvorstand Hermann Miller gestaltete sich als ein spannender Ausflug in 100 Jahre Vereinsgeschichte. 1940 wurde eine neue Obstpresse angeschafft, sodass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass das Obstpressen in Ketterschwang eine lange Tradition hat. Im Laufe der 60er- und frühen 70er-Jahre kamen die Vereinsgeschäfte dann allmählich zum Erliegen, bevor Altbürgermeister und Ehrengast der Jubiläumsveranstaltung Max Brem 1975 eine neue Initiative startete.
Feste Institution im Dorfleben Inzwischen ist der Verein, der seit 1992 unter seinem jetzigen Namen 'Obst- und Gartenbauverein' geführt wird, eine feste und sichtbare Institution im dörflichen Leben geworden. Überall in Ketterschwang finden sich liebevoll gestaltete Pflanztröge, und auch die Außenanlagen rund um das Dorfgemeinschaftshaus Ketterschwanger Hof werden von einigen fleißigen Mitgliedern gepflegt. Im Sommer gibt es ein Ferienprogramm für Kinder, und 2001 ist mit der neu gegründeten 'Moscht-Kucha' eine Tradition wieder belebt worden. Eine moderne Obstpresse samt Reinigungs-, Pasteurisierungs- und Abfüllanlage erfreut sich großen Zulaufs aus der Region und wird alljährlich für eine Herbstwochenenden zum Anlaufpunkt für die Kunden. Auch das Rahmenprogramm des Festaktes konnte sich sehen lassen und wurde von den zahlreichen Ehrengästen, allen voran Germaringens Erster Bürgermeister Kaspar Rager, aufmerksam verfolgt. Eine Besonderheit war die Vorstellung der neu gegründeten Jugendgruppe, die in diesem Jahr mit einigen Exkursionen und der Pflege eines eigenen Gartens ihre Arbeit aufgenommen hat. Kreisfachberater Hartmut Stauder würdigte in seinem Grußwort diese Initiative, mit der Ketterschwang Vorreiter unter den 58 Vereinen des Landkreises Ostallgäu ist. Für langjährige Mitgliedschaften wurden Maria Burkhart mit der goldenen und Elfriede Klingensteiner mit der silbernen Ehrennadel des Obst- und Gartenbauvereins ausgezeichnet.