Von Reinhold Löchle, Görisried/Ostallgäu - Entsetzen in Görisried: Die Stegmann-Emmentaler-Käsereien schließen zum Jahresende komplett ihren Görisrieder Abpackbetrieb. Davon betroffen sind nach Angaben von Geschäftsführer Harald Möbus etwa 70 Beschäftigte. Allen werde demnächst 'betriebsbedingt gekündigt'. Gestern wurde die Belegschaft darüber informiert. Laut Möbus stellte die Firmenleitung dem Betriebsrat dabei auch die Eckdaten für ihr Sozialplan Angebot vor. Bereits im August 2000 hatten die Stegmann-Käsereien das Görisrieder Milchwerk dicht gemacht und die Milchverarbeitung nach Altusried verlagert. 'Die Stimmung ist am Boden' beschrieb Betriebsratsvorsitzender Heinrich Maier gestern die Reaktion der Belegschaft auf die Schließungsnachricht. Laut Maier sind unter den Betroffenen viele Frauen und ungelernte Kräfte. Eine Möglichkeit, das Aus für den Verpackungsbetrieb doch noch abzuwenden, sieht er nicht: 'Das ist chancenlos, das ist beschlossene Sache'. Übernahmeangebote zum Beispiel in das Werk Altusried lägen nicht vor. Der Betriebsrat könne nun nur noch dafür sorgen, dass ein 'einigermaßen vernünftiger' Sozialplan abgeschlossen werde. Nach Angaben der Unternehmensleitung erfolgt die Schließung 'im Rahmen der strategischen Neuausrichtung der zur Groupe Entremont gehörenden Stegmann Gruppe'. Wie Geschäftsführer Möbus gegenüber unserer Zeitung sagte, wird das Görisrieder Abpackvolumen, das sich auf rund 10000 Tonnen (Möbus: 'voll ausgelastet') im Jahr beläuft, in den mehr als 30000 Tonnen p. a. verarbeitenden Abpackbetrieb der Gruppe nach Montigny (Frankreich) verlagert.
Künftig günstigere Produktion Die Gründe hierfür lägen in der 'verstärkten Einbeziehung von Stegmann-Produkten' in die Gruppenvermarktung außerhalb von Deutschland und Österreich sowie in den 'deutlich niedrigeren Produktionskosten in Montigny'. Die 'hieraus erwartete Profitabilitätssteigerung' werde dem 'Ausbau der Produktivität und der Entwicklung des Markengeschäftes des größten Emmentaler Hersteller Deutchalnds zu Gute kommen sowie hochqualifizierte Arbeitsplätze erhalten', so die Geschäftsführung. Seit Frühjahr 1997 gehört der Görisrieder Betrieb zur französischen Entremont-Gruppe. Im August 2000 wurde die Milchverarbeitung in Görisried eingestellt und ins Werk Altusried verlagert, das für 12,5 Mio. Euro und mit Fördergeldern der EU und des Freistaates modernisiert worden ist. Die in Görisried verbleibenden etwa 130 Arbeitsplätze wurden laut Betriebsrat in der Folgezeit nach und nach reduziert. Dieser Abbau sei ohne Kündigungen verlaufen, so Maier.
'Schwarzer Tag für Görisried' Bürgermeister Georg Kugler sprach gestern Abend von einem 'schwarzen Tag für Görisried'. Die finanziellen Folgen für die Gemeinde seien zweitrangig, 'es geht hier um die Familien'. Zum Teil hätten mehrere Familienmitglieder bei dem Unternehmen gearbeitet, das bisher größter Arbeitgeber am Ort war. 'Es herrschte eine traurige Stimmung', berichtete Kugler aus der gestrigen Betriebsversammlung, 'es gab viele Tränen'. Die Menschen seien schockiert über die plötzliche Nachricht, die Schließung sei erst in 'fünf bis zehn Jahren' erwartet worden. Noch im Januar habe er bei einer Betriebsführung gehört, der Standort Görisried sei in den nächsten Jahren sicher.