Millionen-Verluste Verdi rät zum Gang vors Arbeitsgericht. Von Heinz Sturm Füssen Die Kurklinik Notburga in Bad Faulenbach wird zum Jahresende schließen, allen 52 Mitarbeitern wurde gekündigt. Der Grund für das Aus, so die Geschäftsleitung: Seit der Seehofer-Gesundheitsreform im Jahr 1996 sinken die Einnahmen, während die Ausgaben auf hohem Niveau stagnieren. Die Gewerkschaft Verdi glaubt dagegen, dass man die Mitarbeiter nur 'billig und eiskalt loswerden' wolle, ehe man das Haus anderweitig nutzt. 'Phantasievorstellungen', heißt es dazu von Seiten der Geschäftsleitung.
Die Kurklinik ist Füssens ältestes Heilbad für Trink- und Badekuren und bietet als einziger Betrieb Naturmoor aus eigenem Abbau für Moorbäder an. Noch 1983 steckte der Diözesanverband katholischer Hausangestelltenvereine als Trägerverein rund 3,6 Millionen Euro in die Modernisierung der Kurklinik. Das 175-Betten-Haus schien einer erfolgreichen Zukunft entgegenzugehen.
Auslastung sinkt seit Jahren
Doch im Jahr 1996 kam ein tiefer Einschnitt: Die Seehofer-Gesundheitsreform, die im deutschen Kurwesen zu starken Einbrüchen führte. Seither geht die Belegung in der Kurklinik kontinuierlich zurück. Auch der Abschluss eines Managementvertrags im vergangenen Jahr mit der 'MDO Gmb H', an deren Spitze Edmund Fröhlich steht, konnte das Ruder nicht mehr entscheidend herumreißen: 'Immer weiter klafft die Einnahmen-Ausgaben-Schere auseinander', heißt es in einer Pressemitteilung der Geschäftsleitung. Trotz zuletzt steigender Gästezahlen sinke die Auslastung und gingen damit auch die Einnahmen zurück. Auf der anderen Seite stünden vor allem hohe Personalkosten, die sich aufgrund langfristiger Arbeitsverträge nur geringfügig senken lassen. Der Trägerverein entschloss sich zur Stilllegung der Kurklinik: 'Über drei Millionen Euro Verluste in fünf Jahren können wir trotz der seit vergangenem Jahr wieder steigenden Gästezahlen nicht mehr mit Eigenmitteln ausgleichen', erklärte die ehrenamtliche Vorstandschaft. Zum Jahresende wird die Kurklinik geschlossen.
'Mitarbeiter völlig überrascht'
'Die Mitarbeiter waren völlig überrascht', sagt Jutta Aumüller, die bei Verdi für das Gesundheitswesen zuständig ist. Sie glaubt, dass seitens der Geschäftsleitung kein ernsthafter Wille bestand, die Kurklinik auszulasten. Vielmehr solle das Haus anderweitig genutzt werden zum Beispiel als Hotel, vermutet Aumüller. Dem stünden aber die Personalkosten für die oft langjährigen Mitarbeiter entgegen, die bei einer Betriebsumwandlung in ein Hotel übernommen werden müssten. Daher wolle die Geschäftsleitung eine Betriebsstilllegung: Nur dann könne man den Mitarbeitern kündigen.
Diese Theorie wird von Seiten der Geschäftsleitung scharf zurückgewiesen. 'Fakt ist: Der Trägerverein hat sich für die Stilllegung ausgesprochen', sagt die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Brigitte Müller-Protschka. Zwar hätten sich verschiedene Leute das Haus angeschaut, doch gebe es keinen konkreten Interessenten. Gemeinsam mit den Banken arbeite man derzeit für die Zeit nach der Schließung an geeigneten Lösungen. Sowohl eine Verpachtung wie auch ein Verkauf der Immobilie komme dafür in Betracht.
Bei Verdi rät man den Arbeitnehmern, vors Arbeitsgericht zu ziehen. Ziel müsse es zumindest sein, einen Sozialplan mit Abfindungsregelungen zu erreichen. Denn bisher hätte sich die Geschäftsleitung allen Verhandlungen über einen Sozialplan verweigert.