Irene Zeidler sagt es ganz nüchtern, ohne Pathos und Sentimentalität: "Ich konnte einfach nicht mehr mit dem Cineplex im Gewerbegebiet mithalten." Aus diesem Grund rang sich die 74-Jährige nun schweren Herzens dazu durch, das 1957 eröffnete Rex-Kino am Bahnhof zum Jahresbeginn zu schließen.
Man übertreibt gewiss nicht, wenn man sagt: Damit endet eine Leinwand-Ära. Denn bereits Zeidlers Eltern betrieben Kinos in der Memminger Innenstadt. Sie erinnert sich: "Die Schauburg, die 1927 erbaut wurde, führten sie zusammen mit meinem Onkel. Bereits drei Jahre zuvor hatten sie die Kammerlichtspiele eröffnet."
Die Schauburg befand sich in dem Gebäude in der Maximilianstraße, in dem heute der dm-Drogeriemarkt eine Filiale betreibt. Und die Kammerlichtspiele waren in der Oberen Bachgasse neben dem Restaurant Zum goldenen Hasen untergebracht. Doch das ist Memminger Kino-Geschichte - wie das 1939 von Zeidlers Eltern eröffnete Union in der Maximilianstraße.
Irene Zeidlers Vater starb 1962. Nachdem 1981 auch ihre Mutter gestorben war, übernahm sie Rex und Union. Das Großkino in der Maximilianstraße ließ Zeidler 1982 umbauen und in drei Säle aufteilen. "Diese Entscheidung habe ich nie bereut", sagt sie. Zehn Jahre später folgte die Totalrenovierung des Rex, das dabei von 590 auf 440 Plätze verkleinert wurde.
Gebäude an Stadt verkauft
Als das Cineplex im Dezember 2007 eröffnet wurde, entschied sich Irene Zeidler, die Herausforderung anzunehmen. Doch bereits im März 2009 folgte das Aus für das Union. Das Gebäude verkaufte Zeidler an die Stadt. Mit dem Rex wollte sie es trotz übermächtiger Konkurrenz im Gewerbegebiet weiter probieren.
"Mein Plan war, anspruchsvolle Filme für die Generation 40 aufwärts zu präsentieren", sagt Irene Zeidler, "doch auch diese Streifen habe ich zuletzt von den Verleihern nicht mehr bekommen".
An jenen lässt Zeidler kein gutes Haar: "Die sind nicht kooperativ und schauen nur auf die Rentabilität. Die Großen haben die Macht und schlucken die Kleinen." Deswegen habe auch sie keine Chance mehr gehabt. "Das ist bedauerlich, aber es ist so", sagt die langjährige Kinobetreiberin enttäuscht.
Was aus dem Rex-Gebäude wird, das ihr gehört, kann Irene Zeidler derzeit noch nicht sagen. Fest steht jedoch: "Ich werde aus dem Haus nicht rausgehen. Denn ich wohne dort seit 1958 und werde bleiben.
" Sie könne sich aber gut vorstellen, die Räumlichkeiten des bisherigen Kinos zu vermieten. "Aber hierfür gibt es noch keine konkreten Pläne", fügt sie hinzu.
Und so zieht sich Irene Zeidler, die das Kino-Milieu von Kindesbeinen an kennt, nun in den Ruhestand zurück. "Ich habe alles versucht. Aber es bringt nichts mehr", sagt sie wehmütig. Traurig macht sie vor allem, dass zwei langjährige Mitarbeiter und mehrere 400-Euro-Kräfte ihren Arbeitsplatz verlieren.