Unterallgäu (fk). - 'Leichter und tiergerechter arbeiten': So lautete der Beweggrund für Otto und Rita Ritter, ihre landwirtschaftlichen Betriebsgebäude ins Grüne auszusiedeln. Tausende Besucher nutzten am 'Tag des offenen Ho-fes' die Möglichkeit, den Stall unter der ehemaligen Tennishalle in Stetten zu besichtigen. Stall, Bergehalle, Fahrsiloplatte und Güllelagerraum wurden fast ausschließlich in Eigenleistung erstellt. Trotzdem investierte der Landwirt rund 350000 Euro in das Projekt. Im kommenden Jahr will er seinen Hof an seine Nachfolger, Otto und Andrea Ritter, übergeben. Dann soll an der neuen Hofstelle noch ein Wohnhaus gebaut werden. Nach dem Gottesdienst und der Stallsegnung durch Pfarrer Tobias Hiller freute sich Bürgermeister Otto Jörg, dass so viele Besucher, die nicht unmittelbar mit der Landwirtschaft verbunden seien, zu diesem Hoffest kamen. Er betonte, man dürfe die Nahrungsmittelproduktion nicht dem Ausland überlassen. Landrat Dr. Hermann Haisch forderte mehr Achtung für die gesellschaftliche und landschaftspflegerische Arbeit der Landwirt-schaft: Örtlich erzeugter Käse, Milch und Fleisch müsse bevorzugt gekauft werden, nur so werde die heimische Landwirtschaft mit ihren vielen Arbeitsplätzen in der Region unterstützt. Mit 470000 Tonnen Milch werden im Unterallgäu sieben bis acht Prozent der bayerischen Milcherzeugung im Landkreis produziert. Laut schwäbischem Bauernverbands-Präsident Leonhard Keller solle am Tag des offenen Hofes dem Verbraucher gezeigt werden, wie die Bauern heute arbeiten. Landwirtschaft sei sehr stark von politischen Entscheidungen abhängig. Mehrheiten seien jedoch nur mit Akzeptanz der Verbraucher erreichbar. Keller monierte: 'Wenn bei Milch nicht mehr die Entstehungskosten gezahlt werden, stimmt die Marktwirtschaft nicht mehr.'
Halle selbst abgebaut 35 Hektar Grünland, zehn Hektar Getreide und drei Hektar Klee sind die Grundlagen, mit der die Familie Ritter ihre 56 Kühe plus Nachzucht füttert. Der Landwirt hatte in Regensburg eine Tennishalle ausfindig gemacht, die abgerissen werden sollte. Sechs Wochen lang war die Bauersfamilie dort, um die 50 mal 40 Meter große Halle zu zerlegen. Mit dem eigenen LKW und einem Spezialfahrzeug wurden die Einzelteile nach Stetten gefahren und auf schweren Fundamenten, mit Sandwichplatten gedeckt, wieder aufgestellt. Den Winter über baute die Familie dann den Stall aus: Die Laufgänge wurden aus Beton mit Rautenmuster gefertigt. Ein Schieber säubert die Gänge. Die Liegeflächen wurden als Tiefboxen ausgestattet. Gemolken wird im Tandem-Melkstand mit sechs Plätzen. Der Lüftungsfirst wurde aus den einstigen Lichtbändern gezimmert. Aus Asphalt wurde eine 30 mal 50 Meter große Fahrsiloplatte geschaffen; für die Güllelagerung zwei große Rundgruben mit befahrbarem Deckel.