Um Mitternacht trat die zwölfjährige Julia Kiefer ihren Wachdienst an. Zu diesem Zeitpunkt schüttete es bereits wie aus Kübeln. Um die Zelte des Ferienlagers der Memminger St. Josef-Gemeinde auf einer Wiese bei Betzisried sammelte sich das Wasser.
"Irgendwann sind wir dann losgerannt und haben Alarm geschlagen", erzählt das Mädchen. Kurz darauf wurde das Gelände vom über die Ufer getretenen Rapperbach in der Nähe des Lagers völlig überschwemmt. "Die Leiter haben dann die Polizei gerufen", sagt Julia. Die örtliche Feuerwehr evakuierte schließlich das Lager mit rund 55 Kindern im Alter zwischen acht und 15 Jahren sowie 23 Betreuern. Sie wurden ins Rot-Kreuz-Haus nach Ottobeuren gebracht, wo sie den Rest der Nacht auf Feldbetten schlafen konnten. "Die Kinder rannten völlig durchnässt aus den überschwemmten Zelten", schildert Betreuerin Jasmin Möbius. Zum Teil hätten sie noch Schlafanzüge und Nachthemden angehabt. "Manche sind auf ihren Luftmatratzen regelrecht aus den Zelten geschwommen", berichtet die 18-Jährige. Was noch an trockenen Decken, Pullovern und Hosen zu finden gewesen sei, hätte man den Jungen und Mädchen gegeben. "Dann haben wir die Kinder huckepack genommen und auf den Anhänger eines Traktors gesetzt", erzählt Lagerleiter Peter Lang. "Manche waren noch barfuß oder hatten nur einen Schuh an", ergänzt Jasmin. Das Gepäck mussten die Lagerbewohner in den Zelten zurücklassen.
In Maschinenhalle untergebracht
Zuerst wurden die evakuierten Buben und Mädchen in der Maschinenhalle eines nahegelegenen Bauernhofs untergebracht. Gegen vier Uhr früh transportierte dann das Rote Kreuz die durchnässten Kinder mit sechs Einsatzwagen nach Ottobeuren. Dort wurde im Rot-Kreuz-Haus in der Sebastian-Kneipp-Straße eine Notunterkunft eingerichtet: "Wir schlugen Feldbetten auf und versorgten die Kinder mit Wolldecken und warmen Getränken", erzählt Einsatzleiter Johannes Ripfel vom Roten Kreuz. Zum Teil seien die Kinder so müde gewesen, dass sie noch vor dem Aufstellen der Betten auf den Tischen einschliefen. "Ich hatte mich auf den Boden gelegt. Heute Morgen bin ich dann in einem Feldbett aufgewacht", erzählt Julia.
Ihr Bruder Manuel fand die nächtliche Rettungs-Aktion ziemlich spannend: "Am besten war, als wir auf dem Anhänger des Traktors abtransportiert wurden", erzählt der 13-Jährige.
Überschwemmung in Lautrach
Auch in Lautrach musste in der Nacht auf Freitag ein Ferienzeltlager evakuiert werden, in dem sich rund 40 Jugendliche aus dem Raum Memmingen befanden.
Wegen des anhaltenden Regens sind im Verbreitungsgebiet der MZ teilweise Bäche über die Ufer getreten.