Die Bundesbahn will bis 1985 die Strecke Lindau - München auf elektrischen Zugbetrieb umstellen, versicherte Bundesbahnpräsident Dr. Wolfgang Vaerst dem schwäbischen FDP-Bundestagsabgeordneten Hansheinrich Schmidt und Lindauer Gesprächspartnern bei einem Besuch in der Bundesbahn-Hauptverwaltung Frankfurt.
Mit der beabsichtigten Umstellung auf elektrischen Zugbetrieb werde dann die Bundesbahn auf ihr Betriebswerk auf der hinteren Insel in Lindau verzichten und wesentliche Teile des heutigen Geländes an die Stadt verkaufen.
Der Lindauer Hauptbahnhof bleibt aber vorläufig auf der Insel. Eine mögliche Verlegung, wie sie in Lindau oft im Gespräch ist, käme erst dann in Betracht, versicherte Dr. Vaerst, wenn der beabsichtigte Bau des Eisenbahntunnels durch den Schweizer Splügen realisiert wird.
Dann wären schnellere Zugfolgen über Lindau notwendig, und man könnte an eine Verlegung auf das Festland denken. Zu den verschiedenen Schreiben des Bundestagsabgeordneten Schmidt bezüglich der beabsichtigten Streckenstillegung der Nebenstrecke Scheidegg - Lindenberg erklärte Dr. Vaerst, am 22. Oktober werde der DB-Verwaltungsrat über das Schicksal dieser Strecke entscheiden. Die Bundesbahn sehe kaum eine Möglichkeiten, einer weiteren Betriebsführung auf diesem Streckenabschnitt zuzustimmen, für den in nächster Zeit etwa 750.000 Mark an Investition notwendig werden.
Das Güteraufkommen auf dieser Strecke sei in den letzten drei Jahren um 67 Prozent zurückgegangen. Ebenfalls von einer Stillegung ist die Nebenstrecke Kempten - Isny bedroht. Die Bundesbahn-Hauptverwaltung hat für diese Strecke das Streckenstillegungsverfahren eingeleitet. Ein Zeitpunkt für die Behandlung im Verwaltungsrat steht aber noch nicht fest.
Die Sorge, daß das Allgäu im Zuge der Sparmaßnahmen noch mehr auf das Abstellgleis geschoben werden könnte, haben jetzt auch die CSU-Parlamentarier Ignaz Kiechle und Paul Diethei auf den Plan gerufen. Kiechle fragt die Bundesregierung, ob man in Bonn bereit sei, die Verkehrskonzeption derart zu koordinieren, "daß erst nach dem Bau von modernen, leistungsfähigen Straßen" Stillegungen erfolgen.
Diethei will von der bayerischen Staatsregierung wissen, was diese tun könne, damit Schwaben durch die befürchteten Maßnahmen der Bundesbahn "nicht endgültig zur Verkehrswüste wird".