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Aus dem Goldrausch entstand zweites Kempten

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Aus dem Goldrausch entstand zweites Kempten

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    Von Ralf Lienert, Kempton Park/Kempten - Kempton Park heißt eine Stadt in Südafrika und heuer wird sie 100 Jahre alt. Der Kemptener Karl Friedrich Wolff spielte beim Goldrausch Ende des 19. Jahrhunderts eine maßgebliche Rolle und baute vor 100 Jahren die Stadt Kempton Park zwischen Johannesburg und Pretoria auf. Der Allgäuer gründete die damals größte Dynamitfabrik des Landes in Modderfontain und baute den Bahnhof Zuurfontain, um der Goldindustrie Sprengmaterial liefern zu können. Zudem kaufte er im Mai 1896 an der Bahnlinie zwischen Pretoria und Johannesburg ein größeres Stück Land. Am 25. August 1903 reichte er Pläne für die Gründung einer Villenkolonie ein. Diese nannte er in Anlehnung seiner Heimatstadt 'Kempton Park' und konnte schon bald die ersten 100 Bewohner begrüßen. Was er nicht ahnen konnte, war die Dynamik, die er mit seiner Siedlung auslöste. In der vornehmen Gegend entstanden immer mehr Häuser und heute zählt Kempton Park mit 139000 Einwohnern, 700 Firmen und der Nähe zum größten afrikanischen Flughafen Jan Smuts zu den Großstädten des Landes. Im Rahmen der offiziellen Stadterhebung waren 1994 die damalige Dritte Bürgermeisterin Lisl Zach und Stadträtin Hildegard Greiter aus Kempten in Südafrika und besuchten auch die Carl Friedrich Wolff-Straße. Der Festreigen zur 100-Jahr-Feier in Kempton Park beginnt mit einem Passionsspiel vom 22. bis 25. April 2004.

    Am 2. Mai findet im dortigen Bernard Stadium ein großer Festgottesdienst statt. Dann werden auch Erinnerungen an den Allgäuer Karl Friedrich Wolff wach. Diesem wurde das kaufmännische Talent in die Wiege gelegt (geboren wurde er an Weihnachten 1851). Denn Wolffs Großvater war Strumpffabrikant, sein Vater erfolgreicher Schlossermeister in der ehemaligen Reichsstadt Kempten. In der Heinrichgasse 12 wuchs Karl Friedrich mit zwölf Geschwistern auf und absolvierte nach Gewerbe- und Handelsschule eine Lehre bei Simon Kremser. 1873 begann er seine Karriere in London und wurde zwei Jahre später von der Weltfirma Adolph Mosenthal & Co. als Generalbevollmächtigter nach Südafrika geschickt. Dort gründete er den ersten Großhandel in Pretoria und stieg zum Generaldirektor der größten kaufmännischen Organisation in Afrika auf. Wolff wurde stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der südafrikanischen Nationalbank und Münze. Karl Friedrich Wolff heiratete in Bloemfontain Maria Elisabeth Fichardt. Trotz der Entfernung hielt er Kontakt nach Kempten, wo zwei seiner fünf Kinder geboren wurden. Sein Bruder Eugen baute einen Metallwarenhandel auf, der über drei Generationen in der ehemaligen Zündholzfabrik am Pfeilergraben florierte. 1928 urteilte der Kemptener OB Dr. Otto Merkt: 'Die südafrikanische Stadt Kempton ist wirklich eine Errungenschaft'. 1994 besuchten Bürgermeisterin Lisl Zach und Stadträtin Hildegard Greiter die 90-Jahr-Feier von Kempton Park und hatten eine Kemptener Stadtfahne (Mitte) im Gepäck.

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