Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Augsburger Tor: Füssens schönster Torturm fiel 1864

Stadtmauer-Serie

Augsburger Tor: Füssens schönster Torturm fiel 1864

    • |
    • |
    Augsburger Tor: Füssens schönster Torturm fiel 1864
    Augsburger Tor: Füssens schönster Torturm fiel 1864 Foto: stadtarchiv

    Es gilt als Füssens idyllischstes Stadttor und wäre um ein Haar trotz seines maroden Zustands der Spitzhacke entgangen: das Augsburger Tor. Doch weil nach dem Abriss des benachbarten Hauses von Anton Köpf der Einsturz drohte, machte der Stadtmagistrat nach vergeblichen Anläufen in früheren Jahren am 18. April 1864 Ernst: Er beauftragte laut Ruth Michelbach vom Stadtarchiv einen Baumeister namens Fichtl mit dem Abriss.

    Das Bezirksamt Füssen, das den Abbruch lange Zeit verhinderte, hatte zähneknirschend zugestimmt - allerdings unter der Bedingung, dass an gleicher Stelle ein neues Tor errichtet würde. Das freilich wurde nie gebaut, obwohl Maurermeister Josef Gottlieb bereits 1848 einen Entwurf dafür gefertigt hatte. Etwa 20 Meter hoch, mit 3,5 Meter hohem Torbogen und lange mit gotischem Treppengiebel versehen – das ab 1313 errichtete Augsburger Tor (auch Kuglertor oder Richtertor genannt) bildete das imposanteste der Füssener Haupttore und wurde in Zeiten der Romantik nicht ohne Grund von Harold John Stanley und Carl Spitzweg verewigt. 'Als einziges Tor ist von ihm zudem eine Bemalung überliefert', erläutert Michelbach. Innen zierte das kurfürstliche Wappen samt Pfarrpatronen (die Heiligen Peter und Paul) das Tor, angebracht vom Pfrontener Maler Joseph Keller anlässlich eines Besuches von Fürstbischof Clemens Wenzeslaus 1774.

    Außen prangte das Wappen des Hochstiftes Augsburg, flankiert von zwei Landsknechten. Darüber thronte die Mondsichelmadonna im Strahlenkranz. 'Dies nimmt Bezug auf ein sagenumwobenes Ereignis aus dem 30-jährigen Krieg', so Michelbach: Bei ihrer Belagerung 1632 glaubten die Schweden nachts einen weißen Menschen auf der Stadtmauer zu erblicken. Sie hielten dies für ein wundersames Zeichen und stellten den Angriff ein. Tags darauf aber wurde Füssen eingenommen.

    Idylle pur: Der kolorierte Stahlstich von Harold John Stanley (um 1845) zeigt das Augsburger Tor samt Stadtmauer. Dabei ist allerdings viel Fantasie im Spiel: Lediglich der Rundturm am rechten Bildrand (er stand nahe des heutigen Hotels 'Sonne') existierte tatsächlich. Sein Standort jedoch ist falsch, der Zwinger und der eckige Turm mit Treppengiebel sind zudem frei erfunden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden