Kaufbeuren (sim). - Seit 1992 gibt es in Kaufbeuren den Gebrauchtwarenmarkt 'Aufwind' am Schönblick. Hier können Mittellose für wenig Geld Einrichtungsgegenstände erwerben. Jetzt zieht der Markt - ein Arbeitsprojekt des Katholischen Verbandes für Soziale Dienste - in die ehemaligen Baywa-Gebäude am Frühlingsweg nahe des Bahnhofs. 'Die Bedingungen in der alten Tenne am Schönblick waren eher miserabel. Man konnte nur mit Strom heizen und sehr sauber war es dort auch nicht', sagt Bernhard Weigel, der Erste Vorsitzende des Verbandes in Kaufbeuren. Deshalb seien die Baywa-Gebäude eine gute Alternative. Allerdings böten sie wesentlich weniger Platz für die Waren. Man müsse sich jetzt auf die besten Angebote beschränken. Im Untergeschoss des von der Stadt vermieteten Hauses finde der Kunde verschiedene Möbel und ganze Küchen. Im Obergeschoss würden kleinere Gegenstände wie Geschirr oder Dekoration angeboten. Im Moment sortiere man noch aus und räume um, so Weigel. In zwei bis drei Wochen sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. 'Ein Eröffnungsfest wird es schon geben', verspricht er. Der neue Gebrauchtwarenmarkt im Frühlingsweg ist jedoch ab sofort geöffnet.
Großer Kundenkreis 'Die Zahl der Menschen in Kaufbeuren, die sich keine teuren Dinge leisten können, ist doch relativ hoch', erklärt der Vorsitzende. 'Aufwind' sei ein deutschlandweites Projekt, gehöre der Caritas an, werde jedoch vom Katholischen Verband für soziale Dienste verantwortet. In Kaufbeuren habe sich der Gebrauchtwarenmarkt im Lauf der Jahre einen großen Kreis von Kunden aufgebaut. 'Viele davon sind auch typische Schnäppchenjäger oder Intellektuelle auf der Suche nach guten Büchern', erzählt Weigel. 'Die Nachfrage ändert sich jedes Jahr.' Es sei sehr wichtig, dass Bedürftige unterstützt werden. In manchen Haushalten würden Gegenstände einfach weggeworfen, obwohl sie noch brauchbar seien. Eine wichtige Aufgabe sehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor allem in der Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen oder auch Straffälligen - Menschen, die viele Jahre außerhalb des Berufslebens verbrachten. Einige seien behilflich beim Verkauf im Laden oder säßen am Computer, andere verrichteten körperliche Arbeiten, trügen Möbel oder putzten.
Arbeitstugenden lernen 'Für die meisten ist es sehr wichtig, dass sie ein Ergebnis ihrer Arbeit sehen', betont Weigel. 'Sie fühlen sich selbst wieder nützlich und sehen einen Sinn in dem, was sie tun. Das motiviert viele, wieder neu anzufangen.' Den meisten mangelt es laut Weigel nach so langer Zeit des Nichtstuns an Disziplin und Engagement. 'Aufwind' helfe ihnen, Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit, Beharrlichkeit und Zuverlässigkeit wieder zu erlernen. Mittlerweile seien jährlich 60 bis 70 Mitarbeiter beschäftigt. Derzeit arbeiten 20 Langzeitarbeitslose im Geschäft.