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Aufsteiger geht zu Absteiger

Kempten

Aufsteiger geht zu Absteiger

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    Aufsteiger geht zu Absteiger
    Aufsteiger geht zu Absteiger Foto: jÖrg schollenbruch

    Nein, er hat keine Träne vergossen. Das würde zu Bernd Kunze nicht passen. Der 36-jährige Trainer gilt als harter Hund im Allgäuer Fußball. Einer, der Kommandos brüllt und keine Auseinandersetzung scheut. Geheult hat er also nicht am Wochenende.

    Statt dessen bemühte er sich um Fassung im wohl ergreifendsten Moment seiner bisherigen Trainer-Karriere. Mit einem 3:0-Sieg über Türkspor Augsburg holte Kunze mit dem TSV Kottern am letzten Spieltag die Meisterschaft in der Bezirksoberliga - und verabschiedete sich am gleichen Tag von Spielern und Verantwortlichen. Der hitzige Fußball-Lehrer betreut ab sofort den 1. FC Sonthofen. Bereits in der Winterpause hatte er dort für die Saison 2010/11 zugesagt (wir berichteten). Bei der Vertragsunterzeichnung spielte Sonthofen als einziger Allgäuer Verein noch in der Landesliga. Doch jetzt ist alles anders: Sonthofen steht als Absteiger fest - und Kottern steigt auf! Kunze nimmt die ungewöhnliche Situation - zumindest äußerlich - gefasst: "Man muss gehen, wenn es am schönsten ist. Ich freue mich auf eine neue Herausforderung beim 1. FC Sonthofen. Mir war klar, dass die Entscheidung ein gewisses Risiko birgt. Jetzt ist es so gekommen. Damit kann ich umgehen", sagt Kunze. Die Mannschaft bedauert den Weggang von "Funke", wie Kunze mit Spitznamen heißt. "Es ist der Wahnsinn, was sich hier entwickelt hat. Den Löwenanteil daran hat der Trainer. Er ist neben Esad Kahric (Trainer des Regionalliga-Aufsteigers FC Memmingen, die Red.) der beste Trainer im Allgäu", lobt Routinier Kevin Siegfanz (34) die Arbeit des Fußball-Experten. Auch Kotterns Abteilungsleiter Thomas Biermaier (33) lässt Kunze nur ungern ziehen: "Wir hätten gerne mit ihm weitergemacht. Aber wir verstehen, dass er nach insgesamt sechs Jahren als Trainer beim TSV Kottern eine neue Herausforderung sucht."

    Das erste Training am 23. Juni wird Kunzes Nachfolger Stephan Wuttge (48) aus Betzigau leiten. Auch er kennt den Verein aus dem Kemptener Stadtteil St. Mang aus dem Effeff: Der A-Schein-Inhaber war von 2000 bis 2004 Trainer der "Rot-Blauen", ehe er vier Jahre lang den TSV Altusried betreute. Einen prominenten Neuzugang vermelden die Kotterner bereits: Torjäger Axel Fuchsenthaler (29), der schon für den damaligen Bayernligisten FC Memmingen kickte, kehrt vom Oberligisten Zwickau ins Allgäu zurück. Zudem schließen sich mit Daniel Eisenmann (20), Martin Gruber (19) und Manuel Wiedemann (20) drei Talente des FCM den Kotternern an.

    Voll in Schwung ist das Personalkarussell auch beim 1. FC Sonthofen, der nach drei Landesliga-Jahren wieder eine Etage tiefer kicken muss. Die Oberallgäuer sind auf der Suche nach Nachfolgern für vier Stammspieler, die den Verein verlassen: Bernhard Jörg (23/FC Memmingen), Michael Schöll (30/TSV Sulzberg), Tobias Ostheimer (27/VfB Durach) und Yusuf Bakircioglu (36/FC Immenstadt). "Wir setzen vor allem auf junge Spieler aus den eigenen Reihen. Für solche Talente hat Bernd Kunze ein Händchen", sagt Abteilungsleiter Matthias Schmidle (35). Seit der Winterpause betreute Stefan Keller (43) das Team, der von Anfang an nur bis zum Saisonende einspringen wollte. Trotz des Abstiegs halten die 45 Sponsoren des 1. FC Sonthofen ihrem Klub die Treue. Nicht nur ihre Hoffnung hat ab sofort einen Namen: Bernd Kunze.

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