Es ist Herbst geworden in den Allgäuer Hochalpen – für viele Bergfreunde die schönste Zeit zum Wandern. Bei schönem Wetter ist die Luft jetzt besonders klar, die Fernsicht entsprechend gut. Wir machen uns auf zu einer eineinhalbtägigen Tour über die Fiderepass- und Mindelheimer Hütte. Noch bis Anfang/Mitte Oktober sind die beiden beliebten Unterkunftshäuser des Deutschen Alpenvereins geöffnet. Wann es in den Winterschlaf geht, hängt entscheidend vom Wetter in den nächsten Wochen ab. Manchmal kann es in den Hochlagen schon Ende September/Anfang Oktober einen Meter Schnee geben, in anderen Jahren sind selbst Anfang November noch die Klettersteige oder der Heilbronner Weg begehbar. Wir starten unsere Tour an der Oberstdorfer Fellhornbahn (Bushaltestelle). Etwas südlich beginnt der Weg zur Fiderescharte durchs Warmatsgund. Möglich ist es auch, bis zur Bergstation (nicht bis zum Gipfel fahren!) die Fellhornbahn zu benutzen und von dort zur Fiderepass-Hütte zu gehen. Das spart manchen Höhenmeter. Auch kann man von Mittelberg im Kleinwalsertal (Bödmen/Ortsteil Schwende) durchs Wildental zur Fiderepass-Hütte gelangen – alles ist einheitlich und gut beschildert. Die 2067 Meter hoch gelegene Fiderepass-Hütte steht genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Je nach Zeitplan kann man dort übernachten, oder – bei frühzeitigem Aufbruch – auch weiter über den Krumbacher Höhenweg zur Mindelheimer Hütte gehen. An der Fiderepass-Hütte beginnt der immer steiler werdende Weg in die Fiderescharte (2210 Meter), die auch Saubuckel-Scharte genannt wird. Sie führt östlich vorbei an den felsigen Schafalpenköpfen, über die der Mindelheimer Klettersteig führt. Für diese Überschreitung sind Klettersteig-Set und Helm sowie große Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich. Wir steigen an der Fiderescharte also nicht in den Klettersteig ein, sondern folgen dem Krumbacher Höhenweg immer in einem leichten Auf und Ab, zuletzt wieder ansteigend zur Mindelheimer Hütte. Der gut markierte Steig führt praktisch über eine riesige Aussichtsterrasse. Die Sicht auf den Allgäuer Hauptkamm jenseits des Rappenalptals ist – gutes Wetter vorausgesetzt – atemberaubend. Blickfang sind das Dreigestirn Trettach, Mädelegabel und Hochfrottspitze sowie der majestätische Biberkopf. Ganz im Süden der Republik liegt das Haldenwanger Eck Dieser 2599 Meter hoch gelegene Gipfel, früher auch Hundskopf genannt, galt lange Zeit als südlichste Erhebung Deutschlands. Inzwischen aber steht fest: Das Haldenwanger Eck, zwar nur bescheidene 1931 Meter hoch, ist der südlichste Höhenrücken der Republik. So hat es das bayerische Landesvermessungsamt festgelegt. Zurück zu unserer Tour: Nach drei bis vier Stunden ist die Mindelheimer Hütte erreicht. Hüttenwirt Jochen Krupinski ist einer der dienstältesten in den Allgäuer Alpen – seit über 30 Jahren bewirtschaftet er Wanderer und Bergsteiger. Der technisch begabte Tüftler (und nebenbei gesagt: Super-Koch) hat über die Jahre hinweg die Unterkunft zu einer Vorzeige-Hütte in Sachen Umwelttechnologien gemacht. Dafür gab’s unter anderem das Umweltsiegel des Deutschen Alpenvereins. Rund um die Hütte sind häufig Steinböcke anzutreffen, deren Population sich in den vergangenen Jahrzehnten erfreulich stabilisiert hat. Achtung Fotofreunde: Meist sind sie ausgesprochen zahm, da sie im Oberallgäu nicht bejagt werden und den Menschen als natürlichen Feind nicht kennen. Der Abstieg von der Mindelheimer Hütte ins Kleinwalsertal über die Kemptener Scharte erfordert unterhalb der Scharte Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und festes Schuhwerk. Dies betont der Oberstdorfer Alpinberater Moritz Zobel.
Kurz informiert
Talorte Je nach Routenwahl Oberstdorf oder/und Mittelberg im KleinwalsertalNahverkehr Gute Verbindung mit dem Walserbus zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal sowie zwischen Oberstdorf und Fellhornbahn/BirgsauGehzeiten Oberstdorf-Fellhornbahn bis Fiderepass-Hütte ca. 4 Std; von der Fellhornbahn-Bergstation (nichtGipfelstation!): 2,5 Std.; von Mittelberg/Kleinwalsertal: knapp 4 Std.,Krumbacher-Höhenweg3 bis 4 Std; Mindelheimer Hütte Kleinwalsertal 3,5 Std. (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit oben an der Scharte erforderlich!)Fiderepass-Hütte Im Internet unter:www.fiderepasshuette.deMindelheimer Hütte Im Internet unter:www.mindelheimer-huette.deAlpinberatung Oberstdorf:Telefon: 08322/700-200 (persönlich, vormittags); 08322/700-239 (Bandansage) oderalpinberatung@oberstdorf.deAllgemeine Informationen Im Internet unter:www.oberstdorf.de www.kleinwalsertal.comTipps Vor allem an Wochenenden sollte man im Spätsommer/Herbst die Hüttenquartiere vorbestellen! Bei der Tourenplanung jetzt unbedingt die kürzer werdenden Tage berücksichtigen! (Dämmerungseinbruch derzeit bei 19.30 Uhr). Im Rucksack immer eine Stirnlampe mitführen! Zunehmend ist in Hochlagen mit vereisten Wegpassagen zu rechnen!