Über mangelnde Abenteuerlust können die 21-jährige Estella Geiseler aus Betzigau und ihr Freund Frieder Ahrens, der in Altusried aufwuchs, nicht klagen. Acht Monate lang trampte erst Estella allein, dann mit ihrem Freund durch die Türkei, Georgien und den Iran. Jetzt haben die beiden ein noch ungewöhnlicheres Projekt ins Visier genommen.
Sie wollen von Deutschland nach Moskau trampen, mit der transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk fahren und dort den Baikalsee, die größte intakte Süßwasserreserve der Welt, umrunden. Danach reisen sie an den Aralsee, ein ausgetrocknetes, mit hochgiftigen Überresten und biologischen Kampfstoffen verseuchtes Areal. Mit Fotografien und Informationen will das Paar die beiden Extreme - hier eine der größten Umweltkatastrophen, die von Menschen verursacht wurde, dort eine intakte Heimat unzähliger Tier- und Pflanzenarten - dokumentieren und Spenden für Hilfsprojekte für Mensch und Natur in Usbekistan und Sibirien sammeln.
Am 1. Oktober wollen die beiden in Moskau starten. Bis dahin versuchen sie emsig, Sponsoren zur Unterstützung zu gewinnen. Denn meistens werden sie zelten - und das wird bei sibirischen und usbekischen Temperaturen ein "Vergnügen", das eine besonders hochwertige Ausstattung verlangt. Kostenfreie oder günstige Übernachtungen bieten auch internationale Vereinigungen wie das "Coach-Serving" und der "Hospitality Club".
Mitmenschen sensibilisieren
Im Mittelpunkt seines Unternehmens sieht das Paar aber nicht die eigene Abenteuerlust. Durch entsprechende Veröffentlichungen in Medien und im Internet will es vielmehr seine Mitmenschen für die unschätzbare Bedeutung des ökologisch intakten, größten Trinkwasserreservoirs der Welt, den Baikalsee, sensibilisieren. "Ihm darf keinesfalls passieren, was dem Aralsee durch wirtschaftliches Fehldenken passiert ist", warnt Estella Geiseler.
Nicht nur der See selbst sei zerstört. Armut und Krankheit breiteten sich auch bei den Menschen immer weiter aus, die Säuglingssterblichkeit sei so hoch wie in ärmsten afrikanischen Staaten. "Trinkwasser und Medizin sind Mangelware - all das zugunsten riesiger Baumwollplantagen", kritisiert die 21-Jährige.
Auf ihrer Webseite haben die beiden eine interaktive Spendenplattform eingerichtet. Überall dort, wo es ihnen wichtig erscheint und die Möglichkeiten gegeben sind, wollen sie durch Spenden helfen. Das Geld werde nicht für irgendwelche Verwaltungskosten genutzt, sondern direkt ankommen. Mit Organisationen vor Ort hat das Paar bereits Kontakt aufgenommen. Gedacht ist etwa an Spenden für Kinder in China oder für Krankenhäuser in der Aralseeregion. "Die unmittelbare Kontrolle über die Verwendung der Spenden erhalten die Spender durch unsere Dokumentationsarbeit", verspricht Estella.
Informationen über das Projekt unter www.contrastwaters.de