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Auf Mamas Rücken gehts zum nächsten See

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    Ostallgäu(rf). - 60 Prozent der bayerischen Tierwelt sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz stellt etliche dieser seltenen Exemplare vor. Heute: der Gänsesäger. Die Gattung der Säger verdankt ihren Namen den nach hinten gerichteten, scharfen Sägezähnen in dem sehr schmalen, dünnen Schnabel. Zusammen mit dem hakenförmig umgebogenen Oberschnabel hat er damit ein hervorragendes Instrument zum Festhalten der glitschigen Fischbeute. Der Namenszusatz 'Gänse' weist auf seine Größe hin, die mit der kleiner Wildgänse vergleichbar ist. Zur Brutzeit findet man meist Gruppen um die zehn Weibchen, die Jungvögel führen vor allem an der Iller, deren Zuflüsse und an der Wertach; aber auch an Seen und Weihern. Viele von ihnen werden an ihrem Brutplatz von Mardern getötet. Auswertungen von Zahlen, die im Rahmen einer internationalen Wasservogelzählung an vier Illerstauseen seit 1970 erhoben werden, hätten bewiesen, dass außer etwas erhöhten Zahlen zwischen 1985 und 1990, der Winterbestand etwa gleich geblieben sei. Deshalb bestehe überhaupt kein Grund für die Forderung von Interessensverbänden nach der Freigabe des Abschusses, so Frehner. Gänsesäger sind Höhlenbrüter. Die Weibchen legen meist im April zehn Eier in ausgefaulte Bäume und Schwarzspechthöhlen. Fehlen diese, beziehen sie, seit dem sie durch das Jagdverbot im Jahre 1976 zutraulicher geworden sind, auch Mauernischen, Dachböden und alte Kamine in Menschennähe - mitunter Kilometer weit vom Wasser entfernt.

    Kaum geschlüpft, klettern die Jungen aus eigener Kraft zum Höhleneingang. Ohne entwickelte Flügel wagen die nestflüchtenden Küken den Sprung auch aus großer Höhe, nur gebremst durch die Fallschirmwirkung der großen Schwimmfüße und des Fächerschwanzes. Danach beginnt der Fußmarsch zum nächsten Gewässer. Nur wenn dem Nachwuchs am Fuß der Bruthöhle Gefahr droht, kommt es vor, dass Sägermütter einzelne Jungvögel auf dem Rücken durch die Luft transportieren. Kaum auf dem Wasser tauchen sie und können bereits in den ersten Lebenstagen auf dem Weg flussabwärts Stromschnellen ohne Schaden überwinden. Überhaupt sind sie recht selbstständig. Haben sie den Anschluss verloren, schließen sie sich anderen Familienverbänden an oder wachsen hin und wieder sogar ohne Führung durch einen Altvogel auf. Dennoch wird nicht einmal die Hälfte flügge. Zunächst ernähren sie sich von Wasserinsekten. Später werden verschiedene Fischarten zur Hauptnahrung. Dies brachte den Gänsesäger - nach Eisvogel und Graureiher - ins Visier der Angelfischer. Anfang der 70er Jahre stand der Gänsesäger im Oberallgäu kurz vor dem Aussterben. Durch das Anbringen künstlicher Nisthöhlen konnte sich der Bestand in den 90er-Jahren wieder auf etwa 30 Brutpaare erholen. Durch den Verzicht auf künstliche Nisthilfen ist der Brutbestand wieder zurückgegangen. Im Herbst ziehen Allgäuer Brutvögel wohl großteils an den Bodensee und die Schweizer Seen. Bei einem strengem Winter auch bis Südfrankreich. Hilfreich für den Gänsesäger und andere Höhlenbrüter wäre die Erhaltung von höhlenreichen Altholzbeständen in Gewässernähe sowie eine naturnahe, reich strukturierte Ufergestaltung.

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