in die Glockenstube Ferienprogramm führt Kinder auch auf den Kirchturm. Von Simone Schmid Wiggensbach Düster und verstaubt ist die enge Holztreppe, die zum Glockenturm der Pfarrkirche Wiggensbach hochführt. Zehn Kinder tasten sich die knarrenden Stufen hoch Gott sei Dank ist Mamas Hand griffbereit. Gerade werden die letzten Stufen erklommen, als ohrenbetäubendes Geläute ertönt. 'Hoffentlich schlägt die Glocke jetzt nicht mehr. Es war soo laut', ruft der kleine Felix mit zugehaltenen Ohren.
Im Rahmen des Wiggensbacher Ferienprogramms führt Mesnerin Gertrud Dorn die Kinder durch die kalten Steinmauern und hoch zum Glockenturm, der im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Nicht weniger als acht riesige Glocken hängen unter dem Turmdach. 'Zu besonderen Anlässen werden alle in Bewegung gebracht - heutzutage natürlich elektrisch', erklärt Handwerker und Glocken-Kenner Kornel Natterer den aufmerksamen Zuhörern.
Glocke mit 68 Zentnern
Die größte Glocke wiegt laut Natterer rund 68 Zentner und stammt aus dem 16. Jahrhundert. 'Ich war schon mal im Turm und da haben die Glocken 13 mal geschlagen. Das hat in den Ohren total weh getan', beschreibt die achtjährige Roxana aufgeregt.
Viel jünger als der Glockenturm ist die im Stil des späten Rokoko erbaute Kirche. Sie ist dem heiligen Pankrazius geweiht und 'wurde 1770 erneuert und umgebaut so wie sie heute dasteht', erläutert Gertrud Dorn. Längs- und Querschiff bieten eine gute Sicht zur goldverzierten Kanzel und zum Altar. 'Viele Heiligenfiguren wie etwa der Schutzpatron Antonius, umrahmen den hölzernen Hochaltar', beschreibt die Mesnerin. 'Zum Antonius bete ich immer, wenn ich was verloren hab und es wiederfinden will', fällt dem zehnjährigen Johannes spontan ein.
Eine Burg an der Kuppel
Dem Wiggensbacher Ministranten sind die Heiligen gut bekannt. Sein Freund dagegen kannte sich bisher in der Kirche noch nicht so gut aus. 'Jetzt weiß ich viel mehr über unsere Pfarrkirche, vor allem über die Figuren und die Kuppel'. Die Kuppeldecke hat der Stiftskemptische Hofmaler Franz Joseph Hermann mit einer aufwendig gestalteten Burgkulisse verziert.
Neben dem mittelalterlich-schaurigen Glockenturm, der die Kinder in seinen Bann zieht, ist auch die fast 100 Jahre alte Orgel eine genaues Hinschauen wert. Das imposante Kircheninstrument ist Teil der Empore, auf der bei Festgottesdiensten auch Sänger und Musikanten versammelt sind. 'Von hier oben sieht man am meisten und kann alles genau beobachten', erklärt die zehnjährige Carina. Als Ministrantin hat die kleine Wiggensbacherin ihren Platz während der Messe freilich neben dem Pfarrer.
i Das Wiggensbacher Ferienprogramm läuft noch bis zum 8. September. Infos gibt es unter Telefon (08370) 8435.