Landrat Dr. Manfred Bernhardt kehrt Politik den Rücken Lindau (ado). 'Die Menschen haben mich in letzter Zeit verwöhnt', sagt der 59-jährige Landrat. In einer Woche sitzt Dr. Manfred Bernhardt im Bausenat des Verwaltungsgerichtshofs in München. Sechs Jahre nach seinem Wechsel nach Lindau. Und dann wird er eben diese Menschen aus dem Landkreis vermissen, mit denen er so gern Umgang pflegte. Am Freitag will er sich von 'all meinen Freunden' verabschieden. Bernhardt ist ein Mensch, der auf andere zugeht, ob auf den Bürger beim Mittagessen in der Gaststätte, auf den Mitarbeiter seiner Behörde oder auf den Andersdenkenden im Kreistag.
Mit Liebenswürdigkeit meisterte er (fast) alle Sorgen, die solch ein Amt hervorruft. Das ausgleichende Wesen hat ihm auf allen Seiten Respekt, zum Teil Bewunderung eingebracht. Vom ersten Tag an hat er bewusst Politik gemacht, ohne eine Partei zu bevorzugen oder zu benachteiligen. 'Ich lasse mich überzeugen, da bin ich Demokrat genug', stellte Bernhardt fest. In den vergangenen Wochen ist er von Vereinen und Organisationen mit Ehrenmitgliedschaften und weiteren Auszeichnungen wie 'Ehrenstadtbrandmeister von Lindau' oder mal mit einer Torte für 'unseren Super-Landrat' überhäuft worden. Das macht ihn stolz und verpflichtet den 1,88 Meter großen Hauptmann der Reserve. Bernhardt fühlt sich mit diesen Menschen verbunden und das will er auch bleiben. Er verspricht, häufiger vom Starnberger See, wohin er zurückkehrt und wo seine Frau ihn erwartet, an den Bodensee zu kommen, um Einladungen zu erfüllen: 'Das wird mir eine Ehre sein.'Beruflich waren die sechs Jahre in den Fußstapfen von Klaus Henninger wohl die wichtigsten seines Lebens aber auch die schönsten? Da zögert der in Bad Reichenhall aufgewachsene Bernhardt mit der Antwort, denn die Arbeit ließ ihm kaum Zeit zum Entspannen. So richtig Urlaub hat er sich nicht gegönnt, das will der sehr belesene und in klassischer Musik bewanderte Landrat ('ich bin pathologischer Richard-Wagner-Anhänger') nachholen. Dass ihm ein Teil der CSU-Leute im Kreis seine populäre Art, Politik zu gestalten, verübelte, ihn dafür nicht-öffentlich zur Rechenschaft ziehen wollte, das verleidete dem ausgezeichneten Tennisspieler das Amt und sein Return lautete: 'Das habe ich nicht nötig.'Manfred Bernhardt