Von Marion Bässler und Werner Kempf |OberallgäuEhrenamtliches Engagement in unserer Region ist weit verbreitet. 47,8 Prozent der Allgäuer leisten in ihrer Freizeit unentgeltliche Hilfe (wir berichteten). Wir hörten uns in den Sportvereinen des südlichen Oberallgäus um und wollten wissen, ob es genügend Übungsleiter und Trainer gibt, die Nachwuchsmannschaften betreuen.
"Es ist von Jahr zu Jahr ein Drahtseilakt, genügend Übungsleiter zu finden", sagt Markus Kössel, Vorsitzender des FC Immenstadt. Auch die Handballer des TSV Sonthofen haben "ein großes Problem", betont Abteilungsleiter Sven Heldt. Einige Trainer betreuen sogar zwei Mannschaften, weil es zu wenig Nachwuchstrainer gibt.
Freizeit oft wichtiger
Die Schwimmer des TV Immenstadt kommen zwar über die Runden, "es täte uns aber gut, ein oder zwei Übungsleiter mehr zu haben", sagt die sportliche Leiterin Birgit Joas. Ebenso wie Peter Herz, Tischtennis-Abteilungsleiter des SSV Wertach, sieht Markus Kössel in dieser Problematik einen allgemeinen Trend, der vom Ehrenamt wegführt.
"Für solche Aufgaben muss man sich dazu verpflichten, genaue Termine einzuhalten und ist bei der eigenen Freizeitgestaltung nicht mehr so flexibel", benennt der Vorsitzende des FC Immenstadt mögliche Ursachen. Birgit Joas sieht das Hauptproblem in den, von Betrieben geforderten flexiblen Arbeitszeiten, die es Sportfreunden teilweise nicht ermöglichen, sich im Vereinsleben zu engagieren.
Während es der FC Immenstadt bisher aber immer geschafft hat, genügend Übungsleiter für seine Jugendmannschaften zu finden, blickt Peter Herz düsteren Zeiten entgegen, da ihm für die kommende Saison voraussichtlich vier Übungsleiter ausfallen. "Wenn sich keine Eltern oder andere Tischtennisfreunde engagieren, können wir in Zukunft kein Jugendtraining mehr anbieten", räumt Herz ein.
Diese Zukunft droht auch den Turnern des TSV Sonthofen, deutet der stellvertretende Abteilungsleiter Gerhard Freudenberg an. Während er sich bereits über 50 Jahre für seinen Sport engagiert, fehlt es an neuen Übungsleitern. Ältere Jugendliche, die für die Trainertätigkeit geeignet wären, sind beruflich oder studienbedingt verhindert. "So traurig sieht die Situation aus", sagt Freudenberg.
Karlheinz Loitz, Abteilungsleiter der Judokas des TSV Burgberg, muss auch auf einige Studenten verzichten, die die Qualifikation zum Übungsleiter besitzen. Die Existenz des Trainingsbetriebs ist dadurch allerdings noch nicht bedroht. "Ich ziehe mir immer wieder den nächsten Stamm heran, wenn die ältere Generation ausscheidet", sagt Loitz.
Keine Probleme gibt es dagegen beim SC Oberstaufen. Bedarf an Übungsleitern und Trainern bestehe zwar immer, "aber wir haben für den Breitensport genügend", sagt Vorsitzender Hanskarl Bechteler. Nur im Leistungsbereich habe man noch Bedarf an qualifizierten Trainern.
Auch beim Nachbarverein SC Thalkirchdorf ist ein geregelter Trainingsbetrieb möglich, sagt Vorsitzender Jürgen Funke. "Wir haben 16 Übungsleiter, sind aber froh um jeden, den wir ausbilden und weiterbilden können." Um die beim SC arbeitenden Übungsleiter zu entlasten und zu unterstützen, stellt der Club im nächsten Jahr einen Jugendlichen ein, der ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten kann (wir berichteten).
Keine Probleme beim ESV
Mit "gut" bezeichnet Hans-Peter Krach die Situation beim ESV Immenstadt, bei dem Tennis gespielt wird. Zwei lizenzierte Übungsleiter kümmern sich intensiv um den Nachwuchs. "Sehr wichtig ist aber auch die Unterstützung durch die Eltern", sagt Krach. "Die engagieren sich sehr bei uns", lässt Krach wissen.
Auch die Volleyballer des TV Stein sind laut ihrem Abteilungsleiter Bernd Engstle "gut aufgestellt". Und auch die Oberallgäuer Schützen können nach Aussage von Gau-Schützenmeister Manfred Schneider nicht klagen, wenn es darum geht, Übungsleiter und Trainer für den Nachwuchs zu finden.