Schwangau (pas). - Die Alt-Hohenschwangauer Schülergemeinschaft (AHSg) wird heuer 50 Jahre alt. Das feiern die Mitglieder bei ihrem Treffen vom 22. bis 25. Juli. Einen bemerkenswerten Jubiläumsbeitrag hat Götz Mattheus verfasst: Ein über 200-seitiges Buch, 'Wem die Glocke schlägt', mit seinen Erinnerungen, Erlebnissen und Gedanken als Heimschüler in Hohenschwangau. Als Heimschüler lernte Götz Mattheus das heutige Gymnasium Hohenschwangau im Jahre 1957 kennen. Von 1989 bis 1999 lehrte er selbst Englisch und Geografie an seiner ehemaligen Schule. Er kennt somit das Schüler- und das Lehrerdasein in Hohenschwangau. Seit sechs Jahren lebt Mattheus in den USA, blieb aber seiner Schule immer eng verbunden. So ist er auch am Festabend dabei, um sein Buch vorzustellen. Der Titel 'Wem die Glocke schlägt' erinnert an George Hemingway, der in seinem Buch 'Wem die Stunde schlägt' akribisch Handlungen beschrieb. Das tut auch Mattheus. Ein Beispiel ist seine genaue Schilderung einer Nikolausfeier. Darin hält er das lange Gedicht des Heiligen fest: In Reimen werden die Zustände an der Schule und das Verhalten einzelner Schüler aufgezeigt. Auch das übliche Rutenschlagen der Krampusse aus den Mittelklassen ist beschrieben.
Diese nahmen ihre 'erzieherischen' Aufgaben so ernst, dass sich die meisten Unterstüfler, die Prügelknaben, tatsächlich beim Auftauchen der Krampusse unter die Tische verkrochen. Andere, die sich vorsichtshalber Kissen in den Hosenboden gestopft hatten, wurden dadurch weniger beweglich und erreichten oft nicht mehr die Zuflucht unter den Tischen. Eigenarten des Schulalltags, der Lehrer, des weiteren Schulpersonals und mancher Mitschüler beschreibt Mattheus. Hier sind dem Leser Kenntnisse über das Hohenschwangauer Gymnasium hilfreich. Auch die damalige Schülersprache zitiert der Autor gelegentlich. Der Leser lernt, dass 'geiern' bedeutet, sich Vorteile zu sichern; auch dann, wenn das nicht jedes Mal nach den gängigen Auffassungen von Anstand und Fairness geschieht. Doch nicht nur das Leben als Internatsschüler beschreibt Mattheus. Er bezieht in seine Schilderungen einfühlsam sein Elternhaus mit ein. Seine gelegentlichen Kurzausflüge in die staatliche Schul- und Bildungspolitik erinnern daran, dass viele Politiker schon vor Jahrzehnten Schwierigkeiten mit dem Schulsystem hatten. Recht anschaulich schildert der sportliche Autor Füssen als einstige Eishockey-Hochburg. Die Spiele waren eine beliebte Freizeitattraktion der Internatsschüler. Mit feinem Gefühl hat der Autor auch ein Register von Lehrern am Gymnasium Hohenschwangau in den Anhang eingefügt. Ebenso einen Lageplan der Gräber aller in Schwangau-Waltenhofen beerdigten Lehrer. 'Für Alt-Hohenschwangauer, die an den Ruhestätten von ,alten' Lehrern im Gedenken verweilen wollen', wie der Autor anmerkt. Im Überblick der Erinnerungen zeichnet sich eine Art verklärender Schein ab. Ein positives Bild entsteht von der Schulzeit. Eine besondere Erlebniswelt, die gerade den Abiturjahrgang 1966 so zusammengeschweißt hat, dass sich nur dieser Jahrgang alljährlich trifft. Gerade diese Treffen sind für Götz Mattheus ein Grund an den oft zitierten 'Geist der Hohenschwangauer' fest zu glauben.