Seit 2007 ist das aus neun Personen bestehende Energieteam der Marktgemeinde Scheidegg im Einsatz, um Schwachstellen in der gemeindlichen Energiebilanz aufzudecken und zu beheben. Im ersten Jahr nach der Gründung führte das Team zusammen mit Berater Dr. Thorsten Böhm vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza) eine umfangreiche Ist-Analyse durch, erarbeitete ein Aktivitätsprogramm und begann schließlich, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Jürgen Hörmann, geschäftsführender Beamte im Rathaus und Leiter des Energieteams, stellte im Gemeinderat die bisher erreichten Ziele vor.
Um die Auszeichnung, den European Energy Award, zu erhalten, müssen 50 Prozent der Maximalpunktzahl (381) erreicht werden. Scheidegg hat sich aktuell 47 Prozent (180 Punkte) erarbeitet und steht somit kurz vor der Prämierung. "Wir hoffen, die 50-Prozent-Marke im Laufe des Jahres noch schaffen zu können", gibt sich Hörmann zuversichtlich. Dann nämlich geht die Zertifizierung in die entscheidende Prüfphase.
41 Projekte angepackt
Zwischenzeitlich wurden laut Hörmann 41 Projekte im Bereich Raumordnung, kommunales Gebäudemanagement, Mobilität sowie Ver- und Entsorgung angepackt, mit deren Hilfe wertvolle Punkte gesammelt werden konnten, wie etwa das Hackschnitzelkraftwerk, die neutrale und kostenlose Energieberatung, der verpflichtende Einbau von Wasserzisternen in
allen Neubaugebieten, die Förderung energieeffizienten Bauens, eine Energiebuchhaltung aller kommunalen Gebäude und deren Prüfung auf solartechnische Eignung oder die geplante Umstellung der Straßenbeleuchtung auf Natriumdampflampen.
Bei einigen Projektfeldern wird der Gemeinde allerdings noch Handlungsbedarf bescheinigt, beispielsweise bei der Formulierung eines energiepolitischen Leitbildes, beim Ausbau der regenerativen Stromgewinnung oder der Schaffung von finanziellen Anreizen für Bürger bei Energieeinsparmaßnahmen. Für alle mit der Behebung der gefundenen Schwachstellen, der Zertifizierung sowie sämtlicher anderer im Zusammenhang mit dem eea stehenden Maßnahmen hat die Gemeinde im Haushalt 2011 gut 10000 Euro vorgesehen.
Als erste und bislang einzige Gemeinde im Landkreis hat Wasserburg am Bodensee die Zertifizierung erfolgreich durchlaufen und 2009 den European Energy Award erhalten. Die Gemeinde gilt seitdem über den Kreis hinaus aus Musterort.(sen)