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Auf den Leib geschneidert

Wangen/Westallgäu

Auf den Leib geschneidert

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    Auf den Leib geschneidert
    Auf den Leib geschneidert Foto: beckmann

    Wenn sich jemand Autodidakt nennen kann, dann ist es Thomas Vochezer. Der Diplom-Ingenieur aus Wangen brachte sich sein ungewöhnliches Hobby, den Holzboot-Bau, ganz alleine bei. In englischsprachigen Büchern aus den USA las er sich 2001 sein Wissen über Holzwahl, Konstruktionen und die richtige Verarbeitung der schmalen Boote an. Von da an entstanden in seiner kleinen Werkstatt in Wangen-Leupolz fünfzehn edle Holzboote. Der 46-jährige Familienvater überlässt dabei nichts dem Zufall: angefangen von der Beschaffung der Hölzer, über die Baupläne, bis hin zur Lackierung fertigt er jedes Boot in Eigenregie.

    Diese Handwerkskunst, die in Deutschland in der Art beinahe einzigartig ist, kostet viel Zeit. Thomas Vochezer, der seine "Holzkajakwerft" nebenberuflich betreibt, benötigt für ein Kajak bis zu 150 Stunden. "Jeden Tag nach der Arbeit und auch wenn ich Urlaub habe, gehe ich in meine Werkstatt und genieße es in die Welt der Kajaks einzutauchen", erzählt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Meine Frau trägt das zum Glück mit Fassung."

    Bis zu sechs Meter lang

    Die Kunden des Wasser-Liebhabers kommen aus ganz Europa und werden meistens via Internet auf ihn aufmerksam: Neben Kajak-Fahrern aus Norddeutschland zählen Österreicher und Schweizer zu den Abnehmern der Unikate. Sogar bis Island und Portugal ist der gute Ruf des detailverliebten Qualitäts-Liebhabers geeilt. "Meine Kunden wissen, dass sie von mir nur beste Qualität bekommen - und das Boot ist ihnen sozusagen auf den "Leib geschneidert", erzählt er stolz.

    Für die bis zu sechs Meter langen Kunstwerke aus Zedernholz, Weißtanne und Mahagoni bezahlen die Genuss-Paddler rund 4500 Euro. Ein entsprechendes Kunststoffboot würde hingegen nur 700 Euro kosten. Doch außer der erhabenen Schönheit der Allgäuer Kajaks punkten sie mit Langlebigkeit, geringem Gewicht und außerordentlichen Fahreigenschaften. Neben den Komplett-Kajaks verkauft Thomas Vochezer auch Bausätze und Baupläne an eifrige Bastler, die ihr Glück im Bootsbau selbst versuchen wollen. Sogar ein Buch zum Thema "Holzboot-Bau" hat der Inhaber der Mini-Werft geschrieben. In ihm erfahren Boots-Bastler wie sie ihr eigenes Kajak von Hand bauen können. Doch auch beim talentiertesten Hobby-Bootsbauer hört das Können an einer Stelle auf: "Die Sitze der Kajaks, die macht keiner so wie ich."

    Pro Sitz benötigt Thomas Vochezer 15 Stunden: Sägen, hobeln, Rohlinge verleimen, in Form bringen, von Hand nachschleifen - und dann sechsmal lackieren - das ist die Bilanz eines jeden Vochezer-Kajak-Sitzes. "Eine Höllen-Arbeit - aber ich genieße es und kann dabei vom Alltag abschalten", so der Wasser-Liebhaber der bereits neue Pläne schmiedet. In seiner kleinen Werft reihen sich die ersten Teile für einen "Daysailor" aneinander, ein Segelboot ohne Kajüte. Sobald er etwas Platz geschaffen hat, wird Thomas Vochezer mit dem Bau beginnen: Selbstverständlich auch in autodidaktischer Bauweise.

    Informationen über die Werft unter

    www.holzkajakwerft.de

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