Sie sind über 2000 Kilometer in zehn Tagen geradelt und waren dabei in allen 16 Bundesländern. Mit dieser Tour hat sich der 44-jährige kaufmännische Angestellte Martin Wiedenmann aus Woringen im Unterallgäu einen Traum erfüllt. Unterwegs war er mit sieben Mitgliedern seines Vereins, der Radsportabteilung des SC Vöhringen. Unter den Mitte Dreißig- bis Mitte Fünfzigjährigen waren auch zwei Memminger.
Herr Wiedemann, woher kommt Ihre Begeisterung fürs Radeln?
Wiedenmann: Die habe ich schon von klein auf. Ich bin mit dem Rad zur Schule gefahren und später wurde Mountainbikefahren zu meinem Hobby. Irgendwann habe ich mir noch ein Rennrad gekauft. Mittlerweile liegt mein Schwerpunkt dort.
Wie viel sind Sie denn mit dem Rennrad unterwegs?
Wiedenmann: Bis zu 10000 Kilometer im Jahr. Aber heuer habe ich mit der Deutschlandtour schon 7000 Kilometer zusammen. Es ist also trotz des schlechten Wetters eine recht gute Saison.
Welche Rolle spielen Distanzen und Zahlen für Sie?
Wiedenmann: Darum geht es nicht. Wir verdienen ja auch kein Geld mit dem Radeln. Ich habe weder einen Trainings- noch einen Ernährungsplan. Trotzdem steht neben dem Spaß auch der sportliche Ehrgeiz im Vordergrund.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, durch ganz Deutschland zu fahren?
Wiedenmann: Wir sind vergangenes Jahr in drei Tagen durch alle Regierungsbezirke Bayerns geradelt und haben gedacht, dass eine Tour durch Deutschland die logische Steigerung wäre. Das heißt, wir müssten als nächstes eine Tour durch Europa in Angriff nehmen. Dafür ist aber der Aufwand zu groß.
Was für ein logistischer Aufwand steckt denn hinter Ihrer Tour?
Wiedenmann: Ein immenser. Vor allem was die Routenplanung anging. Wir mussten ja durch alle Bundesländer fähren, Ballungsgebiete und viel befahrene Straßen vermeiden. Zudem mussten wir überall im Voraus Unterkünfte finden. Da kamen dann tägliche Touren mit einer Länge von über 200 Kilometern zustande. Außerdem war ein Begleitfahrzeug mit Getränken, Verpflegung, Kleidung und Gepäck dabei. Ich hoffen, für weitere Aktionen einen oder mehrere radsportbegeisterte Sponsoren zu finden.
Gab es denn auch unangenehme Überraschungen?
Wiedenmann: Ja, gleich am ersten Tag. Es waren 244 Kilometer eingeplant. Doch wegen Umleitungen mussten wir 270 Kilometer fahren. 260 Kilometer davon in strömenden Regen bei knapp über 10 Grad. Da merkt man dann am Ende des Tages jeden zusätzlichen Kilometer.
Haben Sie sich denn auch mal die Zeit genommen, die Gegend zu genießen?
Wiedenmann: Während der Etappen eigentlich nicht. Schließlich war der Weg das Ziel. Aber wir haben bei der Fahrt viel gesehen. Und wahnsinns Eindrücke bekommen, wie schön Deutschland ist. Abends, am Ziel, haben wir uns auch bei Spaziergängen die Gegend angesehen.
Wo war es denn am schönsten?
Wiedenmann: Im Grunde überall. Die neuen Bundesländer haben mir sehr gut gefallen, sie ähneln der Toskana, oder die Deutschen Mittelgebirge, sowie die Rheinebene. Toll war auch die offene und freundliche Art der Menschen, denen wir im ganzen Land begegnet sind. Interview: Frank Eberhard