Die weltweite Wirtschaftskrise macht die Menschen vorsichtiger und bringt manchen in existenzielle Not. Dies alles wirkt sich auch auf den Immobilienmarkt aus, mit dem in den USA die Finanzkrise ihren Anfang nahm. Auch auf dem Immobilienmarkt im südlichen Ostallgäu hat dies Spuren hinterlassen - wenngleich diese nicht allzu tief sind.
"Immobilie bedeutet Sicherheit"
Das Angebot von Häusern und Wohnungen sei zurückgegangen, berichtet Ralf Bomheuer, Prokurist der VR-Bank Kaufbeuren-Ostallgäu. "Eine Immobilie bedeutet Sicherheit und Sicherheit gibt man in solchen Zeiten nicht einfach so aus der Hand." Aber auch die Nachfrage sei etwas geschrumpft. Der Schwerpunkt habe sich "ein deutliches Stück in Richtung Qualität" verschoben, so Bomheuer: keine Luxuswohnungen, aber eher neuere Immobilien mit gehobener Ausstattung. Entsprechende Angebote seien inzwischen rar geworden.
Er vermutet Sicherheit und Wert-erhalt unter den Motiven der Käufer. Zur Zukunft meint Bomheuer: "Ich bin da nicht so pessimistisch." Sein Bauchgefühl lasse ihn eher eine leichte Verbesserung der Lage auf dem Immobilienmarkt erwarten.
Das Angebot an Immobilien sei deutlich zurückgegangen, bestätigt Vorstandsvorsitzender Martin Haf von der Sparkasse Allgäu. "Menschen in der Region sehen im Verkauf ihrer Immobilie derzeit nur selten ein lohnendes Geschäft." In der jetzigen Niedrigzinsphase weise eine vermietete Immobilie zudem vielfach eine höhere Rendite auf, als die meisten Geldanlagen.
Die Nachfrage sei hingegen "stabil bis leicht steigend", so Haf. Besonders gefragt seien Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Zudem sei das Interesse an Wohneigentum in Städten wie Füssen größer als auf dem Land. "Der Kauf einer Immobilie dient in vielen Fällen nicht dazu, selbst darin zu wohnen", sagt Haf. Viele Bürger setzten derzeit auf diese Anlageform, die "für Werterhalt und Sicherheit bekannt ist."
Weil der Verkauf derzeit "wenig lohnend" sei, nehme man auch Notverkäufe nur vereinzelt wahr. Langfristig rechne sein Haus aber nicht damit, dass sich die Wirtschaftskrise negativ auf den Immobilienmarkt auswirkt.
Auch nach Meinung von Stefano Farina vom Immobilienmakler Remax aus Füssen und Nesselwang hat die Krise keinen Einfluss auf das Geschäft. Angebot und Nachfrage waren die vergangenen Jahre gleich - er merke dies an konstanten Umsatzzahlen. Sein Hauptgeschäft mache er derzeit mit Standard-Immobilien, also Wohnungen bis zu einem Wert von 200000 und Häuser bis 400000 Euro.
Weniger Zwangsversteigerungen
Die Zahl der Zwangsversteigerungen liegt heuer um etwa ein Drittel unter der des Vorjahreszeitraums, heißt es beim auch für Füssen zuständigen Amtsgericht Kaufbeuren. Durch die lange Verfahrensdauer von durchaus zwei Jahren und mehr dürfte sich die Wirtschaftskrise hier ohnehin erst ab dem kommenden Jahr in Zahlen niederschlagen.