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Auerbergland prüft Folgen des demografischen Wandels

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Auerbergland prüft Folgen des demografischen Wandels

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    Auf der Suche nach altersgerechtem Dorf Altenstadt/Auerbergland (vit). Der demografische Wandel ist ein Schlagwort, das die Rentendiskussion beherrscht. Dass es immer mehr ältere Bürger gibt und an Nachwuchs mangelt, wirkt sich aber nicht nur bei der Rente mit 67 aus. Auch Kindergärten und Schulen, Wohnen und Mobilität im Alter sind in diesem Zusammenhang Themen. Die Auswirkungen der zunehmend älteren Gesellschaft müssen auch auf dörflicher Ebene untersucht werden. Davon sind die elf Gemeinden im Verein Auerbergland überzeugt. Daher starten sie gemeinsam mit dem Soziologen Dr. Klaus Zeitler und der Städteplanerin Kristina Vogelsang ein Demografieprojekt.

    Der Soziologe Zeitler von der Uni Regensburg hilft, die Ausgangslage zu beschreiben. Zum Auftakt stellte er im Rathaus von Altenstadt bei einer Besprechung der Auerberg-Bürgermeister erste Ergebnisse vor. Auch wenn der Landkreis Weilheim-Schongau im Umland Münchens insgesamt als Wachstumsregion gelte, so sei für die Land-Gemeinden am Auerberg ab 2015 doch ein Bevölkerungsrückgang zu erwarten.

    Durchschnittsalter steigt deutlich

    Ähnliches gelte für die Ostallgäuer Dörfer, prognostizierte Zeitler. Demnach wird das Durchschnittsalter im Ostallgäu von derzeit 40,5 Jahren bis zum Jahr 2020 auf 45,3 steigen. Der Anteil der unter 18-Jährigen sinkt um 4,9 Prozentpunkte auf dann 16,5 Prozent. Der Anteil der 60- bis 79-Jährigen steigt hingegen von 19 auf 22,8 Prozent, die höhere Lebenserwartung führt dazu, dass der Anteil der über 80-Jährigen von 4,4 auf 7 Prozent steigt. Dies sind die Hintergründe für das Projekt.

    Die Idee dazu entstand bei einem Seminar für Bürgermeister, berichtet der Geschäftsführer des Vereins Auerbergland, Reinhard Walk. Spürbar sei die Bevölkerungsentwicklung bereits bei den Kindergärten und Schulen. Doch das sei erst der Anfang. Die Änderung der Altersstruktur werde alle Lebensbereiche erfassen. Es geht nun um die Infrastruktur, die die Menschen künftig brauchen. Wichtig sei, nicht noch mehr Siedlungen für Einfamilienhäuser auszuweisen, während sich die Dorfzentren leeren. Gerade hier könnten die Gemeinden eingreifen, betont Walk. Es zeichne sich zudem ab, dass Bebauungspläne am Dorfrand nur noch genehmigt werden, wenn der Ortskern lebendig bleibt.

    Ein Problem der Dörfer sei, dass junge, gut ausgebildete Fachkräfte beispielsweise nach einem Studium den ländlichen Raum verlassen. Im Ostallgäu sind das 3,6 je 1000 Einwohner. Es gehe darum, diese aus den Metropolen zurück zu holen. Denn viele Wirtschaftssparten seien auf dem Land gut aufgehoben.

    Die Städteplanerin Vogelsang stellt fest, dass Städte den Senioren momentan mehr entsprechen. Dort finden sie eine bessere Infrastruktur: Busse, Geschäfte Kulturangebot... Auf dem Land hingegen breche die Infrastruktur weg und die Dörfer seien zu sehr durch Ein-Familien-Häuser dominiert. Hier gehe es auch um Wohnmöglichkeiten für mehr Generationen unter einem Dach.

    Wettbewerb um junge Menschen

    Bernbeurens Bürgermeister Heimo Schmid meint, die Wirtschaft solle sich auf das Land orientieren, wo noch mehr Kinder zur Welt kommen. Zeitler weiß: 'Es wird einen Wettbewerb um junge Menschen geben.' Ob sich die Wirtschaft kommunenfreundlich zeige, sei fraglich. Wichtiger als neue Betriebe zu werben, sei, den bestehenden Firmen gute Bedingungen zu bieten - auch für Erweiterungen.

    Bürgermeister Albert Hadersbeck (Altenstadt) sieht die Notwendigkeit, die Städte und ihr Umland als Einheit zu begreifen. Dies sieht Roßhauptens Bürgermeister Rudolf Zündt im Zweckverband Allgäuer Land verwirklicht, in dem zehn Gemeinden im südlichen Ostallgäu gemeinsam Gewerbeflächen anbieten. Zeitler ergänzte, dass sich kleinere Städte immer mehr als ländlicher Raum verstehen: Sie treten aus dem Städtetag aus und dem Gemeindetag bei, wo sie sich besser vertreten fühlen.

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