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Auch mit fremdem Herz den Sport genießen

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Auch mit fremdem Herz den Sport genießen

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    Von Andreas Filke|MarktoberdorfIvan Klasnic wäre ein Kandidat, müsste der Fußballer nicht am Wochenende mit dem Bundesligisten Werder Bremen gegen Energie Cottbus antreten. Denn Klasnic hat eine neue Niere. So wie viele andere, die sich vom 2.. bis 4. Mai zur deutschen Meisterschaft der Organtransplantierten und Dialysepatienten in Marktoberdorf versammeln. Von Schwimmen bis Badminton, von Leichtathletik bis Golf reichen die Disziplinen, in denen der Beste gesucht wird.

    Organisiert wird der Vergleich von Rudolf Hirschka aus Leuterschach (Ostallgäu) und seiner Frau Brigitte. Hirschka, ein begnadeter Leichtathlet und mit 71 Jahren fleißiger Titelsammler, tritt diesmal nicht als Aktiver an. Nach der Implantierung eines Herzschrittmachers ist er noch nicht ganz fit.

    Ganz im Gegensatz zu Friedhelm Olschewski vom SSV Wertach. 'Ich bin im elften Jahr', freut er sich und deutet auf seinen Brustkorb. Darin schlägt das Herz eines jungen Mannes, das ihm damals transplantiert wurde. Für ihn war das die Rettung - und der Beginn einer großen Karriere im Tischtennis. Schon fünf Monate nach der Organverpflanzung arbeitete er sich bei der deutschen Meisterschaft bis ins Finale vor. Inzwischen ist der 69-Jährige mehrfacher Europameister.

    Für verrückt erklärt

    Als er und Hirschka nach den Transplantationen wieder aktiv wurden, hatten die Ärzte sie für verrückt erklärt. Anders als in England: Dort war den Transplantierten Sport als Therapie empfohlen worden. Seit einigen Jahren gehört auch in Deutschland der Sport für diesen Personenkreis zum Leben dazu.

    Aufgrund des gemeinsamen Schicksals fühlen sich alle Sportler wie in einer Familie. Wie geht es dir? Was macht der? Das sind die häufigsten Fragen. Denn sie wissen, dass die gespendeten Organe nicht auf Dauer halten. Nur die Einnahme starker Medikamente mit vielen Nebenwirkungen verlangsamt den Abstoßungsprozess. Ihre Lebensqualität sei zwar wieder gestiegen, sagen sie, aber gesund seien sie deswegen nicht - auch wenn Außenstehende dies oft annehmen.

    Das einschneidendste Erlebnis hatte Hirschka bei der Weltmeisterschaft in Australien. Ein Mann saß mit fünf Personen am Tisch, die eins gemeinsam hatten: Sie trugen ein Organ seines im Alter von 16 Jahren gestorbenen Sohnes in sich. Noch heute ist Hirschka ergriffen und erfreut zugleich, wenn er den Vater zitiert: 'Ich habe ein Kind verloren, aber fünf neue gewonnen.'

    Das ist auch der tiefere Sinn der deutschen Meisterschaft: Sie will Werbung dafür sein, dass sich mehr Personen als bisher einen Organspender-Ausweis zulegen.

    Die Wettbewerbe beginnen am Freitag, 2. Mai, um 9 Uhr. Um 17 Uhr ist ein offener Stadtlauf (Nachmeldung 16 bis 16.45 Uhr im Schlosshof). Der Samstag startet um 8.15 Uhr mit einem offenen Radwettbewerb (Nachmeldung 7 bis 7.45 Uhr, Parkplatz Ettwieser Weiher).

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