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Auch im Oberallgäu Streit um den Kormoran

Oberallgäu

Auch im Oberallgäu Streit um den Kormoran

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    Auch im Oberallgäu Streit um den Kormoran
    Auch im Oberallgäu Streit um den Kormoran Foto: hermann ernst

    Nicht nur die Bodensee-Berufsfischer schimpfen über den Vogel des Jahres 2009, den Kormoran (wir berichteten). Auch im Oberallgäu stehen sich, wenns um den Kormoran geht, Vogelschützer und Fischer unversöhnlich gegenüber. "Er ist ein wunderschöner Vogel, ich verstehe die Abneigung gegen ihn nicht," sagt beispielsweise Miriam Puscher vom Landesbund für Vogelschutz (Kreisgruppe Kempten/Oberallgäu). Der Vorsitzende des Fischereivereins Kempten, Hans Daumiller, kontert: "Es geht nicht um den Vogel, sondern darum, dass er sich extrem vermehrt hat."

    Der Fischfresser ist an Nord- und Ostsee beheimatet, fliegt im Spätsommer Richtung Süden und macht auch immer öfter im Allgäu Station. "Was die in unseren Gewässern für einen immensen Schaden anrichten," stöhnt Fischer Daumiller. Ein Pfund Frischfisch würde jeder Vogel Tag für Tag verdrücken. "Er angelt im Winter ganze Strecken leer." Im Herbst würden die Fischer regelmäßig eine stattliche Anzahl an Fischen einsetzen und "im Frühjahr ist keiner mehr da". Daumiller habe "Bauchweh", wenn er daran denkt, mit welcher Vehemenz der Wald geschützt werde, "aber die Tiere unter Wasser sind wurscht". Kormoran und auch der geschützte Gänsesäger würden Jahr für Jahr nicht nur Fische fressen, sondern auch verwunden. "Bei einer Bestandsaufnahme wies jeder zweite Fisch Bissverletzungen auf."

    "Wären die Flüsse naturnah mit überhängenden Gräsern, könnten sich die Fische verstecken," kritisiert Miriam Puscher begradigte Flussläufe. Im Oberallgäu seien die Kormorane zudem rar. Zwei Schlafplätze seien bekannt, davon einer im Schutzgebiet am Alpsee, wo sie nicht geschossen werden dürften. Ansonsten seien sie leichte Beute für Jäger, wenn sie gruppenweise in Baumkronen schlafen: In Deutschland galt der Kormoran im letzten Jahrhundert lange Zeit als ausgestorben.

    Dass auch Fischer im Oberallgäu den Kormoran jagen lassen, ihn als Konkurrenten sehen, kann Puscher nicht verstehen: "Es geht bei uns doch ausschließlich um Hobby-Angler." Wohl niemand bestreite hier mit einer Fischzucht seinen Lebensunterhalt.

    Es entspreche auch nicht der Natur, Tiere in gut und böse einzuteilen. Deshalb ist für sie die Wahl des von vielen als "Problem" angesehenen Kormoran zum Vogel des Jahres in Ordnung. Es gehe darum, einen Wasservogel ins Rampenlicht zu rücken. Dieser fresse freilich Fische, die seien seine Nahrungsgrundlage. Puscher kritisiert, dass der Mensch nur von seiner Warte aus urteile. Sie fragt: "Ist die Meise, die 20 Schmetterlinge am Tag frisst, besser als der Kormoran?"

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