Die Uhrzeit für den Beginn der Aktion war mit 12.05 Uhr bewusst gewählt. Exakt auf die Minute startete am Montag der bundesweite Aktionstag des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) vor Ladengeschäften und Handelshäusern.
Die zentrale Veranstaltung im Allgäu fand im Dietmannsried statt. Dort wiesen mehrere Redner darauf hin, dass es für die Milchbauern bereits 'fünf nach Zwölf' sei. Mit einem derzeitigen Preis unter 30 Cent für das Kilo Rohmilch könnten viele Landwirte nicht überleben. Deshalb forderte der BDM erneut einen Milchpreis .
Nachdem die Milchviehhalter vor einer Woche bereits bei den Molkereien vorstellig geworden waren, besuchten sie gestern nun auch Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte, um auch dort eine Resolution zu übergeben. 'Wir besuchen bewusst beide Seiten, um zu verdeutlichen, dass in der jetzigen Situation wirklich jeder seinen Teil für eine Verbesserung der Situation der Milchviehhalter beitragen kann und muss', sagte in Dietmannsried BDM-Vorsitzender Romuald Schaber aus Petersthal (Oberallgäu).
Hintergrund der Preismisere ist, dass zu viel Milch auf dem Markt ist. Deshalb haben die Bauern von sich aus in den vergangenen Monaten zum Teil weniger gemolken. 'Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht', sagte Schaber, was wegen der Mengenreduzierung zu höheren Verkaufspreisen an der Ladentheke für Milch und Käse geführt habe. Allerdings komme dieser Aufschwung nicht bei den Bauern an. Erwin Reinalter vom BDM Oberallgäu ergänzte: 'Wir wollen hier nicht als Bettler auftreten.'
Die Forderungen des BDM zielten daher auch nicht darauf ab, dass der Handel in den Markt eingreife und die Krise löse. Allerdings könne und müsse der Handel Verantwortung übernehmen und im Rahmen seiner Möglichkeiten die Markterholung stabilisieren. Das müsse sich dann aber auch im Geldbeutel der Milchviehhalter abzeichnen. Schaber nannte es in diesem Zusammenhang 'völlig inakzeptabel', dass man Preissenkungen fast unmittelbar, Preissteigerungen aber meist mit einem Zeitverzug von fast drei Monaten an die Milchbauern weitergibt.
Das führe bei vielen Landwirten zu existenzgefährdenden finanziellen Engpässen, sagten auf der Kundgebung die Milchbauern Markus Böckler aus Kempten und Manuela Klaus aus Waltenhofen über die angespannte Situation in etlichen Betrieben.
Und was halten die Verbraucher von den Forderungen der Milchbauern? 'Zehn oder 20 Cent mehr für den Liter Milch im Supermarkt zu bezahlen, ist für die meisten Kunden wohl kein Problem', sagte gestern Sybille Markert aus Dietmannsried. Vor allem, wenn man bedenke, wie viel Geld für Essengehen oder Urlaub ausgegeben werde.
Auch Timo Bunk aus Lauben meinte, ein paar Cent mehr für die Milch ausgeben, könne wohl jeder. Das Geld müsse aber auch bei den Bauern ankommen. Es gab auch einige andere Stimmen. Ein Rentner sagte, er müsse schließlich auf jeden Cent schauen und kaufe deshalb immer die billigste Milch. Seinen Namen und sein Foto wollte er aber nicht in der Zeitung sehen.
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