Füssen (ale). - Albert Einstein war es definitiv und Stephen Hawking ist es wahrscheinlich, genauso wie es Leonardo da Vinci und Michelangelo vermutlich waren: Sie alle darf man als so genannte Genies bezeichnen oder wie dies auf rund zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland zutrifft als hochbegabt. Bei einem Treffen von Eltern hochbegabter Kinder in Füssen stellte sich freilich heraus, dass die kleinen 'Genies' mehr Hilfe brauchen als allgemein angenommen wird. Hochbegabte sind Menschen, die nach Aussage von Armin Seitzer vom 'Hochbegabten e. V. Bayerisch-Schwaben' einen Intelligenzquotienten von mindestens 130 haben. Gemeinsam mit seiner Frau Martina Mayer-Lauingen setzt sich Seitzer aus Ettringen bei Bad Wörishofen seit sieben Jahren für die Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher ein. Denn - und das mag für viele Leute zuerst nicht verständlich sein - die haben das laut Mayer-Lauingen unbedingt nötig. Ansonsten bestehe die große Gefahr, dass Hochbegabte später zu 'gescheiterten Existenzen' würden oder sogar Selbstmord begingen, wie Seitzer erklärt. Unlängst organisierte der Verein für Hochbegabtenförderung ein Treffen für etwa 20 Eltern von hochbegabten Kindern aus Füssen und der Umgebung im Haus der Gebirgsjäger. Was man bei dieser Zusammenkunft zu hören bekam, dürfte für so genannte normale Menschen sehr überraschend sein. So berichteten manche Mütter oder Väter mitunter über ihre Sprösslinge, als ob diese an einer schweren Krankheit litten.
Genau dies sei allerdings der Fall, betont Seitzer. Nicht nur einmal kam es so vor, dass eine Mutter oder ein Vater von ihrem Kind erzählten, das zum Beispiel Autist sei oder autistische Züge habe. Mehr als eine Mutter offenbarte darüber hinaus auch, dass ihr hochbegabtes Kind bereits in der Psychiatrie behandelt worden sei. Wer jedenfalls glaubt, Hochbegabte würden sich gerade aufgrund ihrer besonders großen geistigen Veranlagung auf lange Sicht doch immer behaupten, irrt gewaltig. Anstelle von schulischem Erfolg und sozialer Anerkennung sowie Beliebtheit erlebten hochbegabte Kinder und Jugendliche häufig Depressionen, Apathie und die Sehnsucht nach Selbstmord. Wenn ihre Interessen, die vor allem in jungen Jahren oftmals sehr vielseitig seien, nicht wach gehalten würden, gingen Hochbegabte ähnlich Blumen, die nicht gegossen werden, geistig richtiggehend ein, unterstreicht Seitzer. Die Folgen davon seien sehr häufig entweder soziale Abkapselung und steigendes Desinteresse an allen Dingen, für die sie sich zuvor begeistert hatten, oder Hyperaktivität und Aggressivität. Um dies zu verhindern oder zu stoppen, geben er und seine Frau, die einen hochbegabten 17-jährigen Sohn haben, der bereits Mathematik, Physik und Chemie studiert, spezielle Kurse. Dort sollen Hochbegabte in der Gemeinschaft ihresgleichen ihrem Streben nach Wissen vor allem in den Gebieten Mathematik, Astronomie, Astrophysik, Philosophie und Chinesisch nach voller Lust und Laune fröhnen können. Wobei versucht werde, sie durch eine angemessene Dosis an Forderung gleichzeitig zu fördern. Dadurch solle erreicht werden, dass Hochbegabte ihr geistiges Potential möglichst voll ausschöpfen können. i Weitere Infos über den Verein für Hochbegabtenförderung, Kontaktgruppe Bayerisch-Schwaben, Martina Mayer-Lauingen und Armin Seitzer, Stauferstraße 7, 86833 Ettringen, Telefon 08249/1763. Der nächste Elternabend in Füssen findet am 12. April, 20 Uhr, wieder im 'Haus der Gebirgsjäger' statt.