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Arena der Volksmusik erlebt Nachspiel vor Gericht

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Arena der Volksmusik erlebt Nachspiel vor Gericht

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    Von Lars Wienand und Markus Simon|Oberstdorf/KoblenzEs sollte das größte Volksmusikfestival Europas werden, mit Stars wie Heino, Hansi Hinterseer und den Wildecker Herzbuben. Doch die vollmundig angekündigte 'Arena der Volksmusik', die vor zweieinhalb Jahren in der Erdinger Arena in Oberstdorf Tausende von Volksmusikfreunden anlocken sollte, erlebte eine Bruchlandung. Seit gestern müssen sich die zwei Betreiber einer Konzertagentur in Koblenz deswegen vor Gericht verantworten. 'Betrug' lautet der schwerste Vorwurf unter einigen in der Anklage.

    1. Juli 2005 in der Idylle der Allgäuer Bergwelt: Selbst von der Ostsee sind Menschen mit bis zu 75 Euro teuren Karten angereist, um am 2. und 3. Juli 16 Stars der Volksmusik-Szene zu erleben - wie bis zu jeweils 16 000 andere Menschen. Doch gegen Mittag sind die ersten Plakate für das Spektakel überklebt und die Musikfreunde wie gelähmt: 'Abgesagt'. Kein Konzert, heißt es von der veranstaltenden 'Events und Emotions' aus dem Kreis Mayen-Koblenz, ohne Angabe von Gründen. Dafür kochen die Emotionen hoch, auch wenn jetzt Heino bei freiem Eintritt singt. Er hat als einer von wenigen Künstlern Gage vorab bekommen.

    Die Staatsanwaltschaft sagt: Den Ermittlungen zufolge waren die 40-jährige Agenturchefin und ihr gleichaltriger Partner weder zahlungsfähig noch kreditwürdig - und schlossen trotzdem Verträge zur Durchführung von Veranstaltungen ab. 'Ich habe die mal gefragt, ob der Sprung nicht groß ist, nach Weinfestchen, die sie bis dahin gemacht hatten, dieses Ding aufzuziehen', sagt Salvatore Accaputo, der von der Agentur engagierte Produktionsleiter. Er wartet heute noch auf Geld. Daheim im 500-Seelen-Dorf war kaum bekannt, dass das zurückgezogen lebende Pärchen den Olymp der Konzertveranstalter anstrebte. Auf einer nahen Burg, so wird im Ort erzählt, wollten sie mal ein Konzert organisieren, aber der Plan scheiterte.

    Nicht so grandios wie der in Oberstdorf. Dort haben sich weniger als 4000 Karten verkauft. Volksmusikfans, bestätigt auch ein anderer Konzertveranstalter, haben nicht die Kondition für volkstümliche Varianten von Rock am Ring.

    Im letzten Augenblick wollte die Agentur erfolglos eine Bürgschaft der Gemeinde Oberstdorf. 'Mir haben sie donnerstags um 22 Uhr gesagt, ich soll absagen, weil 50 000 Euro fehlen, um die Tore aufmachen zu können', so Accaputo.

    Die Verlesung der Anklage hatte gestern mehr als zwei Stunden gedauert. Unter anderem wurden die Namen 327 geprellter Kartenkäufer aufgezählt. Schaden: 57 000 Euro. Sponsoren seien um rund 86 000 Euro gebracht worden, weitere Vertragspartner um rund 106 000 Euro. Schon im Dezember 2004 habe es eine deutliche finanzielle Schieflage gegeben, so der Staatsanwalt. Die beiden Angeklagten hätten das Scheitern der Veranstaltung billigend in Kauf genommen und den Kartenvorverkauf weiterlaufen lassen, so der Vorwurf. Der Prozess wird fortgesetzt. Allgäu Rundschau

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