Von Ingrid Grohe |BregenzZeitgenössische Kunst muss nicht schwierig sein, nicht sperrig und nicht unverständlich. Die Bregenzer Festspiele versuchen in ihrer Programmschiene "Kunst aus der Zeit" (KAZ) seit Jahren, junge Komponisten und junge Ensembles einem breiten Publikum nahezubringen. Laura Berman, KAZ-Verantwortliche bei den Festspielen, verspricht viel Humor, viel Ansprechendes und viele Überraschungen in diesem KAZ-Sommer. Sie gibt einige Hinweise, um die avantgardistische Kost schmackhaft zu machen:
Als Einstieg in "Kunst aus der Zeit" empfiehlt die Dramaturgin die Schubertlieder mit dem österreichischen Ensemble "Franui" im Kunsthaus Bregenz (28. Juli, 21 Uhr). In der charakteristischen Besetzung einer österreichischen Tanzkapelle - aber ohne Sänger - bearbeitet Franui dreist Schuberts Liedkunst und führt es so zurück an seine Inspirationsquellen: Landkneipen, Heurigenlokale und Dorffeste. Ein bisschen Jazz, ein bisschen Czardas, ein bisschen Polka als Würze - ein idealer Appetithappen fürs KAZ-Menü.
"Musik zum Anfassen" bietet laut Laura Berman das Musiktheater "Nur ein Gesicht" mit Franui in der Werkstattbühne des Festspielhauses (27. und 29. Juli, 20 Uhr).
Grundlage des Stücks sind Interviews mit älteren Menschen aus der Gegend um Bregenz zum Thema: Macht der Musik im menschlichen Leben. Die Komposition von Markus Kraler und Andreas Schett ist laut Berman eine "witzige Bearbeitung" von Johannes Brahms "Deutsche Volkslieder". "Ein Abend, den ich jedem empfehlen kann", sagt die KAZ-Leiterin und verspricht: "Keiner wird verwirrt sein."
Eine musikalische Komödie mit leicht makabrer Note ist die Oper "Eine Marathon-Familie" von Isodora Zebeljan nach dem Schauspiel und Film von Dusan Kovacevic. Laura Berman versteht diese Geschichte einer Bestatter-Familie als Metapher für ein gesellschaftliches System, das von Sippenfeindschaft und Korruption geprägt ist. Das Satirische spiegelt sich wider in der Musik. "Es ist eine verständliche musikalische Sprache mit viel Humor, die ihre serbische Herkunft nicht verbirgt.
" Aufführungen am 20., 22. und 23. August um 20 Uhr auf der Werkstatt-Bühne.
Fans von Tanztheater kommen bei "Paradise Lost" auf ihre Kosten. Diese Produktion von Rose Breuss und Hannes Löschel sei allerdings "keine ganz leichte Kost", sagt Berman. Ausgangspunkt dieser Collage von Bewegung, Klängen und Songs um Adam und Eva und die Macht des Satans ist das epische Gedicht "Paradise Lost" von John Milton aus dem Jahr 1667. Die Bregenzer Aufführungen am 7. und 8. August um 20 Uhr auf der Werkstattbühne münden in ein Improvisations-Set.
Ein Einführungsgespräch mit Laura Berman findet jeweils eine halbe Stunde vor Aufführungsbeginn statt.
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