Gala, Jonagold, Elstar, Boskoop oder Golden Delicious: Bei 15 Apfelsorten, die Obstbaumeister Andreas Willhalm auf seinen Plantagen bei Hochbuch (Ortsteil von Lindau) anbaut, findet jeder seinen Lieblingsapfel. Mal süß, mal sauer oder auch fruchtig-herb. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 17 Kilogramm pro Jahr ist der Apfel das Lieblingsobst der Deutschen.
Was macht eigentlich so ein Obstbauer das ganze Jahr? - "Oft kommen Freunde zu mir und sagen: Der hat's doch toll, die Äpfel wachsen von alleinix und er braucht nur im Herbst zum Ernten hingehen." Das hört der 43-Jährige häufig. Hinter einem knackigen, reifen Apfel steckt aber eine Menge Arbeit, die den Bauern das ganze Jahr auf Trab hält.
Nach der Ernte ist vor der Ernte
Im Winter beginnt Willhalm bereits mit dem Zurückschneiden der Bäume. Das passiert zuerst mit Maschinen. Für den optimalen Verjüngungsschnitt arbeitet er mit seinen Mitarbeitern aber noch per Hand nach. So hat der Baum die besten Chancen, wieder neue Knospen in guter Qualität sprießen zu lassen. Beim Knospenaufbruch Ende März trägt Willhalm dann Pflanzenschutz aus. Der Obstbauer bemüht sich zwar, soweit wie möglich mit der Natur zu arbeiten und erst einmal Nützlinge wie den Marienkäfer gegen schädliche Läuse kämpfen zu lassen. Aber "ohne Pflanzenschutz geht es einfach nicht".
Sobald der Bauer merkt, dass die Schädlinge überhandnehmen, muss er eingreifen. Um den natürlichen Kampf der Insekten im Blick zu behalten, hat Willhalm immer eine Lupe in der Tasche. Außerdem ist es beim Ausbringen der Spritzmittel im Frühjahr wichtig, den richtigen Moment abzupassen. Schon ein paar Tage Verspätung können dazu führen, dass sich ein Baumpilz ausbreitet.
Der Natur ausgeliefert
Neben den Schädlingen hat auch die Witterung enormen Einfluss auf den Ernteertrag. "Ich kann die Natur nicht beeinflussen." Die Obstbauern sind schlichtweg dem Wetter und den Launen der Natur ausgesetzt. Der schlimmste Faktor ist dabei der Hagel.
In den letzten fünf Jahren kam es dreimal zu starken Hagelschauern. Die Äpfel auf Willhalms Plantagen waren dann fast zu 100 Prozent so beschädigt, dass er sie nur noch zu Saft verarbeiten konnte. Willhalm erzählt, dass es in der Generation seines Vaters in 13 Jahren nur zwei- bis dreimal Hagel gab. Allerdings nie so stark, dass die gesamte Ernte vernichtet gewesen wäre. Der Großteil des Obstes war damals immer noch gut zu verkaufen.
Obstbauern merken heute deutlich, wie sich das Klima am Bodensee verändert. Der Apfelsaft ist generell ein gutes Zubrot für den Bauern. Wenn aber die ganze Ernte nur aus Mostäpfeln besteht, ist der finanzielle Verlust existenzbedrohend. Um sich abzusichern und schlechte Erntejahre auszugleichen, lebt Willhalm deshalb nicht rein vom Anbau, sondern betreibt zusätzlich zum Direktverkauf noch einen Hofladen. Als weitere Standbeine hat er zudem ein Lasersystem, das Logos auf Früchte ritzt, und einen Hausmeisterservice.
Trotz der langen Arbeitstage und der oft schwierigen Bedingungen, die der Klimawandel mit sich bringt, liebt Willhalm seinen Beruf und die Arbeit in und mit der Natur: Wenn ich am Ende des Tages Äpfel verkauft habe und viele Äpfel reingefahren hab bei der Ernte, dann freut mich das einfach.
Mit einem Strahlen beißt er in einen der zehn bis 15 Äpfel, die er selbst jeden Tag verputzt: "Ich bin mein bester Kunde!"