Welche Freiräume sollen Bauherrn bei der Gestaltung ihrer Häuser bekommen ? Wo müssen Grenzen gezogen werden, damit Baugebiete nicht zu unharmonisch werden und jeglichen Siedlungscharakter verlieren? Der Antrag auf Neubau eines Einfamilienhauses in Steinheim hat in der jüngsten Sitzung des Bausenats zu einer Grundsatz-Diskussion unter den Stadträten geführt.
Ein Bauträger will im Baugebiet 'Nördlich des Aumühlweges' ein Einfamilienhaus mit Walm- oder Zeltdach errichten. Laut Bebauungsplan sind dort aber nur Pult- oder Satteldächer vorgesehen. Hochbauamtsleiter Fabian Damm plädierte deshalb dafür, den Antrag abzulehnen. Eine andere Entscheidung hätte den Charakter eines Präzedenzfalles, argumentierte er. Es bestehe dann die Gefahr, dass 'disharmonische Bau- und Siedlungsgebiete' entstehen. 'Wir sollten überlegen, ob wir das so abbügeln', sagte dagegen CSU-Stadtrat Hans Ferk. Man habe 'nicht unbedingt' das Recht, sein Empfinden einem Bauwerber 'aufs Auge zu drücken'. Anders liege der Fall, wenn etwas verunstaltend wirke.
'Individuelles Bauen heißt noch nicht, dass es Qualität ist', war die Auffassung von Herbert Müller (SPD). Er plädierte dafür zu unterscheiden, ob ein Privatmann oder ein Bauträger einen Antrag stellt. Müller sprach sich dafür aus, bei Privaten eine weichere Linie zu fahren. Schließlich würden sie meist nur einmal im Leben bauen und wollten sich mit dem eigenen Haus einen Lebenstraum erfüllen, argumentierte der Stadtrat.
Streit unter CSU-Räten
Dass es auch innerhalb der CSU-Fraktion unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gibt, wurde durch einen Disput in der Senatssitzung eindrucksvoll belegt. Gerhard Neukamm betonte, dass er für eine freizügige Regelung eintrete und sprach über verschiedene Dachformen.
Diese Ausführungen hätten 'kein ausgeprägtes Sachverständnis' erkennen lassen, lautete das Urteil seines Fraktionskollegen Professor Josef Schwarz. Und es ging noch weiter: Als Neukamm während der Ausführungen von Schwarz einen Einwurf machte, bekam er zur Antwort: 'Kollege Neukamm, jetzt rede ich.' 'Hörsaal', entfuhr es da Neukamm – ganz offensichtlich in Anspielung auf den Professoren-Titel des Kontrahenten.
Schwarz ließ die Mitglieder des Bausenats schließlich wissen, dass er den Vorschlag der Verwaltung unterstützen werde, den Steinheimer Antrag abzulehnen. Diese Meinung vertrat auch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger. Dem schlossen sich bei der Abstimmung die meisten Senatsmitglieder an – mit Ausnahme von Neukamm und Ferk.