Wenn das Eichhörnchen mit dem Bären diskutiert Von Christoph Pfister Sonthofen 'Es war einmal...' - mystische Magie liegt aller Multi-Media-Hype zum Trotz in drei schlichten Worten, lässt wie vor 1000 Jahren Augen leuchten, Mädchen und Buben in spannungsfroher Andacht verstummen, in der Sonthofer Kultur-Werkstatt von Annika Wittig zu Wintermärchen entführen. Nicht weniger gebannt die erwachsenen Gäste in einem eigenen Programm am Abend.
Das Erzählen hat einen, wenn auch mittlerweile schmalen Nischenplatz in der darstellenden Kunst. Nur mit Worten und kleinen Gesten gilt es, die Hörer in fremde Welten zu führen, Szenen und Plätzen durch Hilfe und Herausforderung an die Fantasie Leben einzuhauchen, fortwährend Spannung zu halten. Das ist mehr als Vorlesen, anders als wohl platzierte Redekunst.
Annika Wittig hat die Gabe einer wunderbaren Erzählstimme: sanft, klar, geheimnisvoll, verständlich, einladend, bezaubernd. Gerne folgt man dieser angenehmen 'Melodie', lässt sich tragen zu den Abenteuern der großen und kleinen Helden, den Taten der guten und auch fragwürdigen Akteure. Eine Schmeichel-Stimme, die gerade auch bei Erwachsenen ihre Wirkung nicht verfehlt.
Die Erzählerin aus Profession und bühnenpräsenter Passion führt farbenreich Dramaturgie mit dieser begnadeten Stimme, leiht Personen und Tieren in den Märchen lebendigen Charakter, Witz, auch für Kinder klar erkennbares Profil. Köstlich die Diskussionen zwischen dem Winterschlaf suchenden behäbigen Bären in einem amerikanischen Märchen und dem zappeligen Eichhörnchen, das diesen ihm unbekannten Zustand ausprobieren möchte.
Ihre Wirkung auf Erzählfluss und den angenehm unmerklichen Aufbau der Spannungsbögen verfehlen auch Wittigs zart geführte Gesten und pointiert gesetzte Mimik nicht. Bei reduziertem Mitteleinsatz, mit zarter Rhetorik wahrt sie bei aller Lebendigkeit und Aufregung der Märchengeschichten eine entspannte Atmosphäre, verführt zum Innehalten.
Da bleiben selbst die jüngsten Zuhörer auf den Punkt gebannt, hängen geradezu an den Lippen der Märchenfee. Die heimelige Kulturwerkstatt leiht optimales Ambiente, die Harfe von Elisabeth Seitz stimmt mit ein in die fantastische Welt der Weisheiten und Wunder. Schlichtweg schön, besinnlich, anregend für kleine und große Menschen mit Herz.
Und wenn sie nicht gestorben sind... dann lauschen sie noch immer der Annika.