Im TrinkwasserStreit zwischen den beiden Nachbarn Füssen und Schwangau ist möglicherweise ein Kompromiss in Sicht: Füssens Bürgermeister Paul Iacob hat dem Schwangauer Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung einen Vorschlag für einen neuen Brunnen in der Nähe des Schlosses Bullachberg vorgelegt. Dort könnte schon in wenigen Jahren kostbares Nass sprudeln.
Wie berichtet, fördert die Stadt jährlich knapp eineinhalb Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus ihren beiden Brunnen auf Schwangauer Flur. Doch weil 2008 bekannt wurde, dass der Trinkwasser-Zustrom anders als gedacht verläuft, muss das Schutzgebiet verlegt werden, obwohl es eigentlich bis 2017 gültig ist. Die Flächen, auf denen die Brunnen stehen, gehören der Stadt.
Rund 178000 Euro hat Füssen bislang für Probebohrungen samt Gutachten auf Schwangauer Gemeindegebiet ausgegeben, erläuterte gestern Bürgermeister Iacob auf Nachfrage der AZ. Den jetzt im Schwangauer Gemeinderat präsentierten Vorschlag sieht der Füssener Wassermeister Michael Weber als Durchbruch: "Wenn es so kommt, wäre es das Gelbe vom Ei." Der Vorteil: Hohenschwangau liege dann nicht mehr im Wasserschutzgebiet.
Zudem würden die beiden Schutzgebiete für Füssen und Schwangau direkt nebeneinanderliegen und so weniger Platz beanspruchen - und trotzdem könne jeder seinen eigenen Brunnen betreiben.
Schwangaus Rathauschef wollte gestern keine Stellungnahme zum Vorschlag Füssens abgeben und verwies auf laufende Verhandlungen. "Die Schwangauer haben Angst, dass ihr Brunnen nicht mehr genügend Wasser bringt, wenn der neue Füssener Brunnen zu nahe dran ist", formuliert ein Schwangauer Gemeinderat die Bedenken in der nicht-öffentlichen Sitzung.
Genau diese Ängste wollte man den Schwangauern beim jüngsten Treffen nehmen, erklärt Iacob. Sobald Gemeinde und Wittelsbacher Ausgleichsfonds als Grundstücksbesitzer grünes Licht geben, soll es nordwestlich von Schloss Bullachberg Probebohrungen geben. Laut Wassermeister Weber ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Wasser für beide Nachbarn reicht. (ff)