Von Maria Luise Stübner|HergensweilerAb Herbst sollen die Lastwagen mit dem Aushubmaterial der zweiten Pfändertunnelröhre über die A 96 und B 12 Richtung Maria-Thann rollen. Gegen die zusätzliche Verkehrsbelastung betroffener Gemeinden lässt sich wenig tun. Das zeigte sich bei einem Gespräch, zu dem der Hergensweilerer Bürgermeister Georg Betz geladen hatte.
Betz informierte in der Gemeinderatssitzung über die Inhalte des Gesprächs. Der Einladung des Gemeindechefs waren seine Amtskollegen aus Hergatz, Opfenbach, Sigmarszell und Weißensberg ebenso gefolgt wie Landrat Dr. Eduard Leifert, Mitarbeiter des Landratsamts Lindau und der Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell sowie Vertreter der Firma Geiger, die den Abtransport des Aushubs vornehmen wird.
Laut Gesprächsprotokoll fallen beim Bau der zweiten Tunnelröhre 700 000 bis 750 000 Kubikmeter Erdaushub an. Zehn Prozent verbleiben in Österreich, 250 000 bis 300 000 Kubikmeter Aushub werden in der Kressbronner Kiesgrube deponiert. Mit der verbleibenden Menge wird die Kiesgrube in Maria-Thann aufgefüllt.
Hier sei an Werktagen mit einem Abtransport von durchschnittlich 7000 Tonnen pro Tag über A 96 und B 12 zu rechnen, heißt es. Ein Transport per Bahn habe sich nicht verwirklichen lassen, weil es nur nachts zwischen 24 Uhr und 5 Uhr freie Kapazität auf der Bahnstrecke gibt. Ebenso wenig die anfangs angedachte Verklappung des Materials über Förderbänder im Bodensee.
Landrat Leifert hat bei dem Treffen festgestellt, dass bereits mit der Planung der ersten Tunnelröhre die rechtlichen Verfahren auch für die zweite Röhre abgewickelt worden sind. Die Röhre sei auch von deutscher Seite gewollt und notwendig, also müssten auch die Folgen geduldet werden, so Leifert. Auch bei der Auffüllung der Kiesgrube in Maria-Thann seien keine weiteren Verfahren nötig, hieß es weiter. Deren Rekultivierung sei schon mit der Genehmigung des Kiesabbaus in den 90er Jahren vorgeschrieben. Die Lärmbelästigung halte sich im Rahmen der zulässigen Werte. Es würden nur hochrangige Straßen benutzt und Fahrzeuge eingesetzt, die der Abgasnorm EURO 5 entsprechen.
Vermerkt ist im Protokoll, dass Landratsamt und Autobahndirektion Möglichkeiten der Schüttung von Lärmschutzwällen entlang der A 96 ausloten wollen. Die Firma Geiger weist allerdings darauf hin, dass das 'nicht unproblematisch' sei. Denn für den Transport des Aushubs nach Deutschland müsse die Regierung in Wien für jeden Kubikmeter eine Freigabe erteilen. Die Bürgschaft, die das Unternehmen stellen muss (zehn Euro pro Kubikmeter), werde erst bei ordnungsgemäßer Ablagerung wieder freigegeben. In Aussicht gestellt hat das Landratsamt eine Verkehrsschau auf der zu befahrenden Strecke, 'um eventuelle Gefahrenpunkte oder Schwachstellen frühzeitig zu erkennen'.
Anlass für Ratsmitglied Walter Bingger, in der Gemeinderatssitzung auf den 'Gefahrenschwerpunkt Unternützenbrugg' hinzuweisen und zu fragen: 'Müssen wir warten, bis es einen tödlichen Unfall gibt?' Denn bei mehr Schwerlastverkehr erhöhe sich die Gefahr und 'das darf man den Herren knallhart unter die Näs reiben', meinte er zur bisher ablehnenden Haltung des Straßenbauamts für eine Geschwindigkeitsbeschränkung.