Eigentlich sei das vergangene Halbjahr "relativ gut gelaufen", berichtet Otto Hahn. Und grundsätzlich hat der Leiter der Polizeiinspektion Buchloe auch allen Grund, um zufrieden zu sein: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die Straftaten in und um Buchloe herum insgesamt - wenn auch minimal - von 377 auf 374 zurück (siehe Info-Grafik). Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 73 Prozent. Das heißt: Drei von vier Fällen konnten die Buchloer Beamten "lösen". Ein mehr als ordentlicher Wert.
Doch dass Hahns Zufriedenheit keine Absolute ist, hat wie so oft einen guten Grund: War es im vergangenen Jahr noch der bedenkliche Zuwachs an mutwilligen Sachbeschädigungen, bereitet dem Buchloer Polizeichef derzeit die im ersten Halbjahr 2009 deutlich gestiegene Anzahl an Fahrraddiebstählen Sorgen (wir berichteten). 19 Räder wurden in diesem Zeitraum als gestohlen gemeldet.
Fahrraddiebstähle: Spezielle Tätergruppe im Visier
Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Jahres 2008 waren es "lediglich" zehn gewesen. Da ein Großteil der - vorwiegend älteren - Fahrräder meist in anderen Ortsteilen oder den umliegenden Dörfern wieder auftauche, geht Hahn von einer ganz speziellen Tätergruppe aus: "Momentan scheint es in Buchloe wohl viele Menschen zu geben, die nachts auf dem Nachhauseweg zu faul zum Laufen sind."
Unabhängig von der Frage nach Recht und Unrecht nimmt Hahn jedoch auch die Besitzer in die Pflicht. So seien viele der Räder angeblich abgesperrt gewesen. Für Hahn scheint das jedoch wenig glaubhaft. Denn: "So viele Diebe laufen in Buchloe nicht mit Bolzenschneidern herum." Er appelliert daher weiter vehement an die Bürger, ihre Räder immer abzusperren - sowohl tagsüber als auch nachts.
Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung nimmt zu
Daneben beobachtet die Buchloer Polizei eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung.
Zwar ist auf der einen Seite die Anzahl der Straftaten im Bereich der Gewaltkriminalität, die schwere Straftaten wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung und gefährliche sowie schwere Körperverletzungen beinhaltet, um fast acht Prozent zurückgegangen - was generell "sehr positiv" zu bewerten sei, so Hahn.
Auf der anderen Seite haben sich die Fälle der vorsätzlichen, leichten Körperverletzung exakt verdoppelt. 30 derartige Vergehen notierte die Inspektion seit Januar. "Oft handelt es sich dabei um an sich ,harmlose Nachbarschaftsstreitigkeiten, die sich hochschaukeln", berichtet der Buchloer Polizeichef. Ausgehend von einer Sachbeschädigung oder einer Beleidigung lange einer der beiden Streithähne irgendwann zu. Beim Eintreffen der Beamten folgten dann meist gegenseitige Schuldzuweisungen und Anzeigen.
Und auch wenn Hahn die Gewalttaten, die oft nicht mehr wie ein kräftiger Schubser sind, nicht überbewerten will, sieht er darin doch eine negative Tendenz: "Die Hemmungen fallen leichter, die Menschen schlagen schneller zu."
Bald beginnt wieder die Zeit der Bierfeste
Meist sei in diesen Fällen Alkohol im Spiel - eine Tatsache, die Hahn vor allem in Hinsicht auf die kommenden Wochen zu denken gibt. Denn dann folgen im Umland traditionell wieder zahlreiche Bierfeste. "Und dann nimmt sicherlich auch die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen wieder spürbar zu."