Biessenhofen | vit | "Ich war so klein, dass ich nicht an die Pedale kam, daher haben mir meine Lehrer die Noten umgeschrieben", erinnert sich Georg Lang-Eurisch an seine ersten Versuche an der Orgel. Aber er blieb dem Instrument seit 64 Jahren treu. Und so begleitete der heute 76-Jährige manche Biessenhofener Familien über Generationen durchs kirchliche Leben. Er saß bei der Hochzeit des Großvaters an der Orgel von St. Georg, ebenso beim Sohn und nun trat - mit Orgelmusik im Hintergrund - oft schon der Enkel vor den Traualtar.
Lang-Eurisch begann ungewöhnlich früh mit dem Orgelspiel: Im August 1944 wurde der damalige Organist Adalbert Meier zum Militärdienst eingezogen. Bei der Suche nach einem Nachfolger fiel die Wahl auf den kleinen Georg. So saß er - damals zwölfjährig - erstmals zum Üben an der Orgel. Zwei Wochen später spielte er die Sonntagsmesse. Damals hatte er bereits seit drei Jahren Klavierunterricht und kurzfristig übernahm der Kaufbeurer Benefiziat und spätere Augsburger Domkapellmeister Steichele seine Orgelausbildung.
Lang-Eurisch übte "wie ein Wahnsinniger" und wuchs schnell, sodass auch das Pedalspiel kein Problem mehr war. Und so änderte sich der Wochenrhythmus: Pünktlich zur Sonntagsmesse saß er an der Orgel. Es waren Tausende von Gottesdiensten. Hinzu kamen Hochzeiten und Beerdigungen. Über viele Jahre hinweg bekam er dabei von seiner Schwester Unterstützung.
Seine erste große Herausforderung war 1949 die Primiz von Paul Metz. Erstmals konnte er sich mit der Orgel-Solo-Messe von Joseph Haydn profilieren. "Es hat geklappt", ist er noch heute zufrieden: "Aber ich musste viel üben." Wie sein Vater war Lang-Eurisch zudem Chorleiter: Von 1959 bis 1994 dirigierte er den örtlichen Männerchor.
Als Organist diente Lang-Eurisch unter zehn Pfarrern - von unterschiedlicher musikalischer Begabung. Das zeigte sich schon daran, dass ihm die einen bei der Liedauswahl freie Hand ließen, während andere die Messgesänge selbst festlegten. Ein früherer Pfarrer begann als Vorsänger stets in einer anderen Tonart, als er aufhörte. Als Organist sei man da gefordert, schmunzelt er.
Manchmal fiel es ihm nicht leicht, den Terminplan einzuhalten. Früher begleitete er auch die Andacht am Sonntagnachmittag. "Als junges Mädchen war ich schon manchmal ungeduldig", blickt seine Frau auf viele Stunden des Wartens zurück. Aber Marieluis und Georg Lang-Eurisch sind nun schon 44 Jahre verheiratet. Und gelassen erzählt sie, wie ihr Mann oft am Sonntag vom Stall kommend einem der fünf Kinder die Liednummern diktierte, damit in der Kirche alles nach Plan laufen konnte. Das Orgeln gehörte einfach zum Familienleben.
In den 64 Jahren achtete Lang-Eurisch auf Abwechslung und griff auf das ganze Gotteslob als Repertoire zurück. Zudem nutzte er die Gelegenheit, beim Einzug und als "Rausschmeißer" etwas kunstvoller und lauter zu spielen. Nun hat er die Altersgrenze erreicht.
Mit 75 Jahren gewährte ihm die Diözese zwar noch ein Jahr "Verlängerung", nun beendet er aber den regelmäßigen Dienst und wird wohl nur noch als Aushilfe auf der Orgelbank Platz nehmen.
Am Sonntag, 5. Oktober, findet bei dem Gottesdienst um 8.45 Uhr in Biessenhofen die feierliche Verabschiedung des Organisten Georg Lang-Eurisch statt.