Als Alfred Neumann sein erstes Buch über Römerstraßen herausbrachte, gab es einige Zeitgenossen, die lächelten darüber - und die Archäologen ignorierten es. Sein zweites Werk fand schon mehr Widerhall. Jetzt legt der 77-jährige Kaufbeurer ein drittes Buch über eine bislang strittige Römerstraße von Günzburg nach Epfach vor: "Da findest du nichts, sagten mir befreundete Heimatforscher vorher. Jetzt sind sie beeindruckt", berichtet er. Allerdings sind seine Thesen von der Wissenschaft bislang offiziell nicht anerkannt.
Der Nachweis der Römer ist meist schwer. Klar ist: Sie waren in der Region und bauten auch rege. Doch inzwischen sind ihre Hinterlassenschaften gefunden, zerstört, überwachsen oder überbaut. Neumann beschäftigte sich zunächst mit der bekannten Römerstraße von Kempten nach Epfach. Dabei stapfte er durch kaum durchdringliche Wälder oder Sträucher, in Bächen und marschierte kilometerweit über Felder. Seiner Meinung nach fand er den tatsächlichen Verlauf, doch anerkannt wurde das noch nicht.
Unverdrossen weitergemacht
Archäologen und Denkmalpfleger seien mit ihren eigenen Arbeiten beschäftigt - auch weil ihnen Budgetkürzungen immer weniger Forschungsspielraum lassen.
Neumann suchte aber unverdrossen weiter und veröffentlichte den möglichen Verlauf der Römerstraße von Kempten nach Augsburg inklusive der Station Nawe bei Eggenthal, deren Lage strittig ist und die er im Röhrwanger Wald verortet. Auch das ist aber noch nicht akzeptiert.
Nun legt der frühere Kaufbeurer Stadtrat sein drittes Buch vor, in dem er die umstrittene Römerstraße von Günzburg nach Epfach detailliert nachvollzieht. "In Günzburg befand sich ein Reiterkastell für schnelle Reitertruppen. Für den Handel war die Straße uninteressant", erklärt er. Zunächst habe er den Übergang von der Lechebene in das Kirchweihtal bei Waalhaupten gefunden. "Danach war es bis Türkheim einfach", so Neumann.
Die alten Straßendämme zeichnen sich bei bestimmter Witterung nämlich unter den Feldern ab, meint er. Zudem will er die Auf- und Abgänge über Höhenzüge entdeckt haben. Doch bis Haselbach und dahinter war es eine "zähe Arbeit". Deshalb machte er im Norden weiter. Dabei ging er davon aus, dass die Römer die drei Flüsse Günz, Kammel und Mindel einfach auf der Via Julia nach Augsburg überquerten. Deshalb suchte er erst hinter Burgau eine Abzweigung nach Süden und wurde bei Rosshaupten fündig. "Danach fand ich Punkte bis Haselbach."
Das Kartenstudium kommt zuerst
Neumann geht dabei anders als andere Heimatforscher vor: Statt sich gleich in die Wildnis zu stürzen, setzt er sich zunächst an den Schreibtisch und wälzt alte Karten, Bücher oder Katasterpläne. "Irgendwann finde ich geografische Verhältnisse, in denen der Straßenverlauf möglich war." Dann erst geht er ins Gelände, um seine These zu belegen.
Kapitel abgeschlossen
Das sei ihm mit dem 35-seitigen Büchlein "Guntia-Abodiacum" gelungen, in dem Beschreibungen, Bilder und Karten der Beweisführung dienen. Ob oder wann sein Straßenverlauf anerkannt wird, weiß Neumann nicht. Aber in der Vergangenheit seien immer mehr Mosaiksteine gefunden worden, die seine vorherigen Thesen stützten - davon geht er auch im jüngsten Fall aus. "Und damit ist das Römerstraßenkapitel geschlossen", sagt Neumann. Jetzt will er sich einer Autobiografie widmen.