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Andersens Glück in Hohenschwangau

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Andersens Glück in Hohenschwangau

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    Von Philomena Willer| Schwangau Vor 150 Jahren schrieb der Märchendichter Hans Christian Andersen dies voller Begeisterung in sein Tagebuch. Lag es auch damals in weitgehend unberührter Natur, Schloss und Gartenanlagen von Hohenschwangau strahlen nach Abschluss der Renovierung so frisch wie zur Zeit, als das Königspaar Max und Marie, die Kinder Ludwig und Otto glückliche Sommer dort verbrachten.

    'Schöner als die Burgen am Rhein erhebt sich auf einem Felsenberge das Schoss Hohenschwangau, zwischen den Alpen und dem Flusse Lech in einem offenen üppigen Tale, zwischen zwei klaren dunkelgrünen Seen gelegen.'

    Auf seinen Deutschlandreisen war der dänische Schriftsteller, der heute nach seinem 200. Geburtstag eine Renaissance erlebt, ein gern gesehener Gast am bayerischen Hof. König Maximilian II. war von seinen Werken sehr beeindruckt. Schon in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts kam Andersen zum ersten Mal nach München, traf Literaten und Gelehrte. Im Juni 1852 kehrte er als berühmter Dichter wieder und Max II. lud ihn zu einer Bootstour auf dem Starnberger See ein. Während sie zur Roseninsel übersetzten, las er dem König 'Das hässliche Entlein' vor, die Geschichte vom verspotteten jungen Entlein, aus dem schließlich ein prächtiger Schwan wird. In den folgenden Jahren nahm er zweimal die Einladung des Königs an, doch auf den romantischen Sommersitz in den bayerischen Bergen zu kommen.

    'Ich wurde unendlich herzlich und nett empfangen', notierte Andersen, ' erhielt an der Tafel den Platz neben dem König und der Königin. Nach der Tafel machte ich mit dem König eine ganz wunderbare Ausfahrt, bis ins österreichische Tirol hinein. Da gab es keine lästigen Fragen nach einem Reisepass. Herrlich malerisch wechselte die Gegend, die Landbewohner standen an den Straßen und begrüßten den König. Die malerische Ausfahrt zwischen den sonnen erhellten Bergen dauerte mehrere Stunden und während der ganzen Fahrt unterhielt sich der König gar teilnehmend mit mir. Es war ganz herrlich und der König, der das 'Märchen meines Lebens' gelesen hatte, sprach mit mir über meine Kindheit. Er zeigte große Anteilnahme und mir selbst kam es wie ein Märchen vor, dass ich, der arme Schuhmachersohn, an seiner Seite über die Berge hinwegflog.'

    Im 'Märchen meines Lebens' beschreibt der 'Zauberer', wie man Hans Christian Andersen seiner vielseitigen Begabungen wegen nannte, seinen Aufstieg vom halbverhungerten Kind aus dem Armenviertel von Odense zum gefeierten Schriftsteller.

    'Mir war ganz weich ums Herz, in tiefer Dankbarkeit gegen das geliebte Königspaar. Einen großen Strauß von Alpenrosen und Vergissmeinnicht hatte ich im Wagen bei mir. Hohenschwangau ist die schönste Alpenrose die ich hier im Gebirge sah, möge es auch immerdar die Blume des Glücks bleiben!'

    Einige Jahre darauf verlieh ihm der König den Maximiliansorden, den er für herausragende Leistungen in Kunst und Wissenschaft gestiftet hatte - wenn auch, was manchem nicht gefiel, der Dichter kein Deutscher, kein Bayer war. Er sagte aber von sich, er habe zwei Heimatländer, Dänemark und Deutschland, wo er zur Zeit der Romantik zuerst Anerkennung gefunden hatte.

    In den glücklichen Tage am Alpsee konnte er sich lösen von Ängsten und traurigen Erinnerungen, welche oft seine Geschichten prägen und die kleine Seejungfrau, den standhaften Zinnsoldaten so unglücklich enden lassen.

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