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An Funkenfeuern scheiden sich die Geister: Am Wochenende brannten sie wieder im ganzen Allgäu

Brauchtum

An Funkenfeuern scheiden sich die Geister: Am Wochenende brannten sie wieder im ganzen Allgäu

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    An Funkenfeuern scheiden sich die Geister: Am Wochenende brannten sie wieder im ganzen Allgäu
    An Funkenfeuern scheiden sich die Geister: Am Wochenende brannten sie wieder im ganzen Allgäu Foto: az

    Strohpuppen, die den Winter symbolisieren, werden verbrannt. In manchen Orten gibt’s dazu ein Schauspiel: Als Hexen Verkleidete werden im Karren zum Scheiterhaufen gebracht. Funkenfeuer sind ein jahrtausendealter Brauch. Die Götter sollten für eine gute Ernte gnädig gestimmt werden. Die Kelten opferten, so heißt es in Überlieferungen, sogar Menschen.

    Heute sind’s Strohpuppen, sogenannte Funkenhexen, die am ersten Sonntag der Fastenzeit (mancherorts auch schon am Samstag) verbrannt werden. Sie symbolisieren den Winter, der vertrieben werden soll. Meist organisieren Landjugendgruppen die Funkenfeuer in den Oberallgäuer Dörfern. Los geht’s in der Regel bei Einbruch der Dunkelheit.

    Zusammen auf den Funken gehen. Am Besten in einem Fackelzug, so, wie beispielsweise in Sibratshofen. Darauf freuen sich insbesondere die Kinder. Aber auch Erwachsene lieben den Schein des Feuers am Funkensonntag. Über manches Funkenspektakel lässt sich allerdings trefflich streiten.

    Die AZ-Redakteurinnen Stefanie Heckel und Silvia Reich-Recla sind gegensätzlicher Meinung über den Brauch der Funkenfeuer. Zwei Kommentare zum Thema:

    Stefanie Heckel: Das ist doch alles nur Gaudi

    Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Brüderchen und Schwesterchen - Märchen, die eines gemeinsam haben: eine Hexe, das personifizierte Böse, das bekämpft werden muss, das immer verliert. Kultur, Ethik, Gemeinschaft, Umgang mit Krisen: Seit Jahrhunderten finden wir in Märchen und ihren Figuren Aufschluss über uns selbst. Dass das Böse meist weiblich ist, ist historisch bedingt und muss angesichts gelebter Emanzipation nicht schöngefärbt werden. Wenn beim Funken eine Hexe inszeniert und 'verbrannt' wird, ist das nur Gaudi. Die Gefahren für Kinder lauern heute anderswo. Kuschelpädagogik bringt nicht weiter.

    Silvia Reich-Recla: Gegen den Horror

    Funkenhex, ok. Als Symbol für den Winter. Wenn der Funken brennt, verbrennt auch die Puppe, die den Winter symbolisiert. Funkenhex dramatisch aus Fleisch und Blut, im vergitterten Wagen schreiend und dann als fast identische Puppe (mit gleichen Klamotten) auf den brennenden Scheiterhaufen hochgezogen, begleitet von angstvollen Schreien (wie beispielsweise in Altusried oder in Lauben) - nein, danke. Das ängstigt, nicht nur, aber vor allem, kleine Kinder. Dabei ist der Funken doch so ein schöner Brauch: Ein großes Feuer, an dem sich die ganze Familie wärmt - und keine Horrorveranstaltung.

    Mehr über die Hintergründe der Funkenfeuer lesen Sie in der Allgäuer Zeitung, Ausgabe Kempten, vom 21.02.2015. Die Allgäuer Zeitung erhalten Sie im ganzen Allgäu in den AZ Service-Centern im Abonnement oder digital als e-Paper

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